Schwarz, mit Milch, mit oder ohne Zucker?

Sieben Tage, sieben Nächte: Nur etwa 16 Euro reichen die Deutschen pro Kopf für Fair-Trade-Erzeugnisse über die Verkaufstresen

Wie hatten Sie, liebe Leserinnen und Leser, heute morgen Ihren Kaffee? Schwarz, mit Milch, mit oder ohne Zucker? Ach, Sie hatten Tee. Mit Zitrone, Sahne, Kandis oder »pur«? Natürlich wissen Sie selbst am besten, was Ihnen schmeckt. Aber wissen Sie auch, ob Ihr Kaffee oder Tee fair gehandelte Produkte sind, gar mit offiziellem Fairtrade-Siegel?

Wenn das der Fall ist, liegen Sie im Trend. Denn Fair Trade wird immer populärer. Im Jahr 2016 erreichten die fair gehandelten Waren in Deutschland einen Umsatzwert von 1,3 Milliarden Euro, berichtet das Forum Fairer Handel. Das ist eine Steigerung von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In absoluten Zahlen sieht dies allerdings nüchterner aus: Es sind nur etwa 16 Euro pro Kopf, die die Deutschen für Fair-Trade-Erzeugnisse über die tatsächlich vorhandenen oder digitalen Verkaufstresen reichten. Und doch ist es eine Verdoppelung des Umsatzes gegenüber dem Jahr 2012.

Was bei Ihnen das gute Gewissen ist, wenn Sie Fair-Trade-Produkte kaufen, ist bei den Erzeugerinnen und Erzeugern in der sogenannten Dritten Welt oft unverzichtbare Überlebenshilfe. Denn sie stehen zumeist am unteren Ende der globalen Wertschöpfungs- und Handelskette. Wie die Baumwollfarmerinnen und -farmer in Senegal, über die wir in dieser Beilage berichten.

Aber nicht nur dazu, wie sich Fair Trade bei den Produzenten vor Ort auswirkt, haben unsere jungen Kolleginnen und Kollegen, die dieses Dossier erstellt haben, recherchiert. Sie schauten sich im belgischen Gent um, wo Fair Trade seit Jahren Alltag ist, und in Rostock, wo es so werden soll. Sie sprachen mit einem Europapolitiker, der im EU-Parlament seit Jahren für gerechten Welthandel kämpft. Sie fragten nach, wie populär Fair Trade hierzulande ist, und beschäftigten sich mit Klischees, die es noch immer darüber gibt. Und nicht zuletzt haben sie sich gefragt, wer und was einem gerechten Handel im Wege steht. Die Wirtschaft? Prekäre Arbeitsbedingungen im Transportsektor? Höhere Preise für »faire Erzeugnisse«? Die fehlenden Vertriebswege?

Zumindest die Politik hat sich vorgenommen, Fair Trade zu fördern. In Deutschland gibt es den Wettbewerb »Hauptstadt des Fairen Handels« - aktuelle Preisträgerin ist die Stadt Köln. Das Beispiel macht nun Schule auf europäischer Ebene: Erstmals wird in diesem Jahr die Auszeichnung »EU-Stadt für fairen und ethischen Handel« verliehen. Mit dem Preis sollen Kommunen gewürdigt werden, die sich in ihren internationalen Handelsbeziehungen mit Engagement für mehr soziale, wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit hervortun konnten. Denn all das steckt hinter dem Fairtrade-Siegel auf Ihrem Kaffee- oder Teepäckchen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.