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Friedrich und die Frauen
Andreas Koristka weiß, was dem Kandidaten Merz noch zum perfekten Kanzler fehlt
Friedrich Merz hat ein Frauenproblem. Das kann man kaum glauben, wenn man schon einmal erlebt hat, wie freundlich er sich bedankt, wenn ihm seine Sekretärin einen Kaffee reicht. Dabei hat der Mann solch ein devotes Verhalten eigentlich gar nicht nötig, denn er ist Millionär, Flugzeugbesitzer und CDU-Kanzlerkandidat. Merz ist nicht nur hochgewachsen, sondern kennt auch die gebräuchlichsten Tischsitten, ist immer gut angezogen und wechselt täglich die Unterwäsche. Das sind alles Dinge, die bei der Damenwelt gut ankommen müssten.
Und trotzdem scheint es zwischen Friedrich Merz und den deutschen Frauen noch nicht sonderlich gefunkt zu haben. Frauen sind eben komplizierte Wesen. Wenn man ihnen nicht im Haushalt hilft, werden sie sauer. Wenn man für sie ritterlich die wichtigsten Regierungsämter ausführt, werden sie es auch, weshalb man sie mit einem opulenten Blumenstrauß zum Muttertag besänftigen muss.
Für einen normalen Sauerländer sind diese Finessen nicht immer leicht zu durchschauen. Deshalb muss Merz Strategien entwickeln, um bei den Damen besser anzukommen. Dafür, dass er 1997 dagegen stimmte, Vergewaltigungen in der Ehe ins Strafgesetzbuch aufzunehmen, hat er sich schon entschuldigt. Aber das reicht den nachtragenden Frauen natürlich nicht.
Andreas Koristka ist Redakteur der Satirezeitschrift »Eulenspiegel«. Für »nd.DieWoche« schreibt er alle zwei Wochen die Kolumne »Betreutes Lesen«. Alle Texte unter dasnd.de/koristka.
Wenn Merz bei ihnen punkten möchte, muss er eine Charmeoffensive in einem nie zuvor gesehenen Ausmaß starten. Beginnen sollte er damit, dass er allen 42 Millionen Frauen in Deutschland einen Brief schreibt, in dem er klipp und klar feststellt, dass die Empfängerinnen gerade etwas sehr Schönes anhaben und dass ihn die Augen der Damen an das Funkeln der Sterne erinnern.
Wenn das nicht hilft, muss er tiefer in die Tasche greifen und Wellness-Gutscheine verschenken oder bei seinen Wahlkampfauftritten kostenlose Nackenmassagen verteilen. Und er sollte Komplimente machen. Welche Frau würde Merz nicht wählen, wenn er ihr sagte: »Du bist toll, wie du bist. Du musst nicht in meinem Kabinett sein, um mir zu gefallen.«
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Er muss den Frauen klarmachen, dass er ihre Arbeit mit den Kindern und in der Küche wertschätzt, dass die wunderbaren Gerichte oft sehr gut schmecken und es nicht schlimm ist, dass manchmal noch ein paar Spinnweben neben der Wohnzimmerschrankwand hängen. Denn niemand ist perfekt.
Es muss doch Menschen in der Union geben, die Friedrich Merz dabei mit guten Ratschlägen zur Seite stehen können. Philipp Amthor weiß sicherlich, wie man die Weiber rumkriegt! Der muss seine Expertise einbringen. Pralinen, Parfüms, Schmuck – Frauenpolitik ist doch kein Hexenwerk! Von Amthor könnte Merz lernen, wie man richtig auf Frauen zugeht. Dann könnte der kommende Kanzler beim Finale des TV-Duells den Damen fragend zurufen, ob ihnen nicht die Füße wehtun, weil sie ihm schon die ganze Zeit durch den Kopf gehen. Und wenn sie nicht an Liebe auf den ersten Blick glauben, kann er ja gerne noch mal an ihnen vorbeigehen …
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