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Facebook speichert auch Anrufe
Neue Anschuldigungen gegen den US-Internetkonzern / Chef Zuckerberg entschuldigt sich
Noch hat sich Facebook nicht von den Enthüllungen über Datenmissbrauch durch Cambridge Analytica erholt, da trifft den IT-Riesen aus dem Silicon Valley eine neue Anschuldigung. Das soziale Netzwerk soll Textnachrichten und Telefonanrufe von Mobiltelefonen protokolliert haben, die mit dem Android-Betriebssystem von Google ausgestattet sind.
Das mussten Facebook-Nutzer feststellen, die begannen, ihre Daten herunterzuladen. »Ich habe meine Facebook-Daten als ZIP-Datei heruntergeladen«, schrieb Dylan McKay, ein Facebook-Nutzer aus Neuseeland, auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. »Irgendwie hatte es meine gesamte Anrufliste mit der Mutter meines Partners.«
Facebook wies die Vorwürfe zurück. Die Nutzer stimmten zu, dass das soziale Netzwerk ihre Kontakte speichern und ihre Kommunikation aufzeichnen darf. Jeder, der die Funktion ausschalten möchte, könne dies tun. »Die Leute müssen ausdrücklich zustimmen, diese Funktion zu nutzen«, schrieb das Unternehmen in einer Pressemitteilung. »Der Import von Kontakten ist unter den sozialen Apps und Dienstleistungen ziemlich verbreitet, um die Leute, mit denen man sich verbinden möchte, leichter zu finden.«
Wer vor ein paar Jahren Facebook auf ein Android-Telefon herunterlud und dem sozialen Netzwerk die Erlaubnis erteilte, auf seine Kontakte zuzugreifen, der gewährte Facebook automatisch die Erlaubnis aufzuzeichnen, wann und wer Anrufe und Textnachrichten erhalten hat. Inzwischen braucht es dafür eine zweimalige Genehmigung durch den Nutzer.
Der Technologieblog Ars Technica berichtete derweil auch, dass Facebook entgegen den eigenen Ankündigungen nicht immer der Bitte nach Löschung der gespeicherten Daten nachgekommen sei. Viele Nutzer hätten zudem dem sozialen Netzwerk nie die Erlaubnis gegeben haben, ihre Anrufe und Texte zu katalogisieren. Das gehe aus den Daten mehrerer Nutzer hervor, schrieb Sean Gallagher, bei Ars Technica für Informationstechnologie und nationale Sicherheit zuständig. Die Datenerfassung habe zur Standardinstallation für die Facebook-Anwendung gehört.
Konzernchef Mark Zuckerberg entschuldigte sich unterdessen in ganzseitigen Anzeigen in der »New York Times«, der »Washington Post« und dem »Wall Street Journal« sowie in britischen Zeitungen für den Cambridge-Analytica-Skandal. Demnach habe der Psychologieprofessor Aleksandr Kogan von der Universität Cambridge eine App verwendet, um Daten über Facebook-Nutzer zu sammeln, die ausdrücklich die Erlaubnis erteilt hatten, ihre Aktivitäten und Profile einzusehen. Der Forscher habe dann aber gegen die Richtlinien von Facebook verstoßen und die Daten an Cambridge Analytica weitergegeben. »Das war ein Vertrauensbruch, und es tut mir leid, dass wir damals nicht mehr getan haben«, schrieb Zuckerberg in den Anzeigen. »Wir unternehmen jetzt Schritte, damit das nicht wieder passiert.«
Kritiker werfen Zuckerberg hingegen vor, unaufrichtig zu sein. Facebook habe nicht einmal die einfachsten Schritte unternommen hat, um die Daten zu schützen, schreiben Charles Duan und Shoshana Weissmann in einem Beitrag für das »Wall Street Journal«. Es gebe verschiedene Möglichkeiten, Daten für die Wissenschaft zu nutzen, ohne sie Missbrauch auszusetzen, so die Forscher des R Street Institute, einer Denkfabrik aus Washington. So verschlüssele Apple Daten für Akademiker, damit sie nicht von anderen Unternehmen oder zur Identifizierung von Personen verwendet werden können. Facebooks Fehler liege »nicht in der Sammlung und Weitergabe von Daten, sondern darin, dass es keine technischen Maßnahmen zum Schutz dieser Daten ergriffen hat«, so Duan und Weissmann.
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