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Leipziger Atheisten wollen Tanzverbot aushebeln

Sachsens LINKE plädiert für eine »Trennung von Kirche und Club« / Bremer SPD-Politiker will mit Petition »stille Feiertage« zu Fall bringen

  • Lesedauer: 4 Min.

Dresden. Sachsens LINKE hält das Tanzverbot am Karfreitag für einen Anachronismus. Schließlich seien zwei Drittel der hiesigen Bürgerschaft konfessionell nicht gebunden, teilte die Partei am Mittwoch in Dresden mit. »Das macht Sachsen zu einem der am wenigsten religiösen Orte der Bundesrepublik. Ein religiös begründetes gesetzliches Tanzverbot fällt da absolut aus dem Rahmen«, erklärte Landesgeschäftsführer Thomas Dudzak: »Jedem Menschen sollte es selbst überlassen werden, wie er oder sie Feiertage begeht. Ob Tanzveranstaltung oder stilles Gebet, die verschiedenen Bedürfnisse stehen nicht in Widerspruch zueinander.«

Dudzak plädierte für eine »Trennung von Kirche und Club«. Mit der Praxis am Karfreitag zeige sich erneut, dass die Trennung von Staat und Kirche noch lange nicht vollzogen sei. Am Karfreitag gilt in Deutschland ein Tanzverbot. Einige Bundesländer untersagen schon am Abend des Gründonnerstags Tanzveranstaltungen. Die LINKEN verwiesen auf die Praxis anderswo: »So kann man in Rom selbstverständlich auch am Karfreitag Partys oder Rockkonzerte besuchen - jedenfalls all diejenigen, die das wollen. Das Tanzverbot gehört deshalb abgeschafft«, betonte Dudzak.

Leipziger Atheisten wollen Tanzverbot aushebeln

Im sächsischen Leipzig regt sich sogar aktiver Protest gegen das Tanz- und Feierverbot. Trotz des kirchlichen Feier- und Ruhetages lädt die Regionalgruppe der Giordano-Bruno-Stiftung am Karfreitag zu einer Tanzveranstaltung in die Moritzbastei im Stadtzentrum ein. Die sogenannte Heidenspaß-Party sei ein »Appell an den sächsischen Landtag zur Streichung der Vergnügungsverbote am Karfreitag« und werde erstmals in der Messestadt veranstaltet, erklärte der Sprecher der Initiative, Maximilian Steinhaus.

Mit ihrer Aktion beruft sich die Initiative auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes von 2016, in dem ein Verbot der »Münchener Heidenspaß-Party 2007« und die entsprechenden Bestimmungen des Bayerischen Feiertagsgesetzes »für nichtig erklärt« worden sei. Das Gericht habe festgestellt, dass am stillen Karfreitag getanzt werden darf, sofern der Tanz »Ausdruck einer klaren weltanschaulichen Abgrenzung gegenüber dem Christentum ist«, erklärte der Sprecher. Das treffe bei seiner Initiative zu.

Die Leipziger Party beginnt am Abend mit einem Vortrag, danach könne auch vor 24 Uhr getanzt werden, hieß es. In Sachsen gibt es laut Gesetz die Möglichkeit, von dem Vergnügungsverbot eine »Befreiung« zu beantragen. Ostern sei »zumindest in Sachsen längst kein christliches Fest mehr, sondern ein volkstümliches Familien- und Frühlingsfest«, begründete die Initiative ihren Vorstoß. Vergleichbare Aktionen gebe es neben München auch in Bochum.

Die Giordano-Bruno-Stiftung ist nach eigenen Angaben »eine Denkfabrik für Humanismus und Aufklärung, die sich am Leitbild des evolutionären Humanismus orientiert und der sich viele renommierte Wissenschaftler, Philosophen und Künstler angeschlossen haben«. Die Leipziger Regionalgruppe gebe den »säkularen Humanisten, Konfessionsfreien und Atheisten in Leipzig eine Stimme«, hieß es.

SPD-Politiker will mit Petition »stille Feiertage« zu Fall bringen

Auch in anderen Bundesländern organisiert sich der Widerspruch: Mit einer Online-Petition will der Bremer SPD-Politiker Maurice Mäschig erreichen, dass es im Land Bremen künftig keine »stillen Feiertage« mehr gibt. Verbote von Veranstaltungen beispielsweise an Karfreitag, Volkstrauertag und Totensonntag sollten gestrichen werden. Durch die Vergnügungsverbote seien einige Freizeittätigkeiten gerade dann nicht möglich, wenn die Menschen Zeit dazu hätten, argumentiert Mäschig in seiner Petition.

»Der Staat maßt sich mit diesen Einschränkungen die Entscheidung darüber an, wie seine Bürgerinnen und Bürger Feiertage begehen dürfen«, kritisiert Mäschig. »Viele sehnen sich nach Ablenkung, Freude und Leichtigkeit, weil bereits der Alltag mit negativen Situationen einhergeht.« Es sei nicht die Frage, ob man sich an 365 Tagen im Jahr freuen und vergnügen müsse, sondern, welchen Grund es geben sollte, dies zu verbieten.

Vor fünf Jahren wurde das Feiertagsgesetz im Land Bremen durch die Bürgerschaft bereits gelockert. Diskotheken dürfen seither an den »stillen Tagen« länger öffnen. Die Novelle ging auf eine Petition von Mäschig zurück, der sich dafür aussprach, das Tanzverbot beispielsweise an Karfreitag komplett abzuschaffen. Agenturen/nd

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