Zocken und kicken

Noch mehr Bundesligisten versuchen sich in eSports, an diesem Wochenende gibt es das Meisterschaftsfinale in Dortmund

  • Tobias Bach und Florian Krebl, Dortmund
  • Lesedauer: 3 Min.

Gehört eSports zu Sportdeutschland? Die Frage, die DFB-Präsident Reinhard Grindel rigoros verneint, stellt sich für die meisten Fußball-Bundesligisten gar nicht mehr. Wettkampf-Gaming trifft den Nerv der Fans und so tanzen die Vereine am Osterwochenende reihenweise beim Finale der Virtuellen Bundesliga in Dortmund an. Zocken und Kicken - durch die Fußball-Simulation FIFA 18 geht das Hand in Hand.

»Ich bin mir sicher, dass beide Seiten voneinander profitieren können, der virtuelle wie auch der reale Fußball«, sagte Titelverteidiger Cihan Yasarlar von RB Leipzig: »Wir erreichen so viele Fans über die sozialen Medien und gewiss auch die, die für den realen Fußball interessant sind.« Im Vorjahr hat der 25-Jährige die deutsche Meisterschaft noch für Schalke 04 gewonnen. Und an seiner alten Wirkungsstätte pflichten sie Yasarlar bei. Die Meinung von Grindel, der eSports nicht als Sport anerkennen will, wird bei den Königsblauen ganz und gar nicht geteilt. »Am Ende des Tages hat Herr Grindel seine Meinung geäußert«, sagte Tim Reichert, »Chief Gaming Officer« bei S04: »Dadurch, dass wir den eSports schon so lange begleiten, ist unsere Meinung und Wahrnehmung, was eSports betrifft, natürlich eine etwas andere.« Seit 2016 ist Schalke im Bereich eSports mit FIFA-Spielern und einem League-of-Legends-Team aktiv.

Das Vorbild der Schalker und auch des VfL Wolfsburg, der ähnlich lange in der Szene vertreten ist, machte Schule. Der VfB Stuttgart, der 1. FC Köln, Bayer Leverkusen und weitere Klubs gründeten in jüngerer Vergangenheit eine eSports-Abteilung. Das brachliegende Potenzial war auch der Deutschen Fußball Liga (DFL), welche die Virtuelle Bundesliga mitorganisiert, nicht verborgen geblieben. Sie startete kurzerhand den Großangriff auf die übrigen Klubs. Über die 100-prozentige Tochtergesellschaft Bundesliga International wurden 15 sogenannte Clubcards vergeben, durch welche die Vereine Mitte März jeweils zwei Spieler in die Play-offs für die Endrunde schicken konnten. »Mit den VBL Clubcards der Virtuellen Bundesliga konnten wir in diesem Jahr einen weiteren entscheidenden Schritt umsetzen, um die Klubs an den Wettbewerb heranführen«, sagte Dominik Hilpisch-Hahn, »Head of Licensing« der Bundesliga International GmbH.

Diese Chance hat beispielsweise Hannover 96 gerne ergriffen. Die Niedersachsen haben ihren Spieler Erol Bernhardt (21) extra für die Virtuelle Bundesliga gecastet. »Perspektivisch ist das Thema eSports für uns natürlich interessant. Ein Einstieg von Hannover 96 in den eSports-Markt ist zurzeit aber nicht geplant«, sagte Paul Wetenkamp, Leiter Brand Management: »Die Teilnahme an der VBL dient vielmehr zum Kennenlernen des boomenden Sektors an der Konsole.«

Wo es mit dem virtuellen Fußball in der Zukunft hingehen könnte, deutete derweil Yasarlar an, er hofft dabei perspektivisch auf interessierte Klubs wie 96. »Vielleicht steigt ja der ein oder andere dann richtig in eSports ein. Das ist dann auch für uns gut, weil wir auch irgendwann eine Bundesliga wollen«, sagte der RB-Profi: »Mit 18, 20, 21 Vereinen in unserer eigenen Liga, in der wir jedes Wochenende spielen.« SID/nd

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