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Da soll Putin sich mal herausreden
Bernd Zeller über Doppelagenten, Facebook-Daten und plausible Theorien zum Bernsteinzimmer
Unser heutiger Bericht befasst sich mit den als erwiesen angesehenen Tatsachen, dass die Facebook-Daten von Putin-Trollen benutzt wurden, um in London einen ehemaligen Doppelagenten zu vergiften.
Wie die europäischen Unionspolitiker einräumen, urteilen sie dem Anschein nach, und der hängt nun einmal von der Interpretation ab. Aus Agententhrillern weiß man, dass immer die Gegenseite die Schuld hat. Allerdings weiß man aus den besseren Agententhrillern, dass es manchmal extra danach aussehen soll, weil es die eigene Seite benutzen will. Die EU ist aber immerhin Friedensnobelpreisträger und befindet sich nicht in einem Kalten Krieg, das bedeutet, es gibt nur noch die Gegenseite. Da soll Putin sich mal herausreden.
Wir wissen nicht und werden es wohl erst in kommenden Agententhrillern erfahren, woran der Doppelagent eigentlich gearbeitet hat. Wir vermuten, er war dem Bernsteinzimmer auf der Spur und hat versucht, es zweimal zu verkaufen. Diese Theorie wird dadurch gestützt, dass Putin ein Duplikat anfertigen ließ, um es heimlich gegen das Original auszutauschen. Damit hätten wir eine weitere heiße Spur, denn nirgends wird verraten oder auch nur thematisiert, was sich denn in dem Bernsteinzimmer befindet. Wer hier nachfragt, stößt auf eine Mauer des Schweigens. Wenn man aber aus allen denkbaren Varianten das Unmögliche herausstreicht, bleiben zwei Möglichkeiten übrig. Entweder befindet sich in dem Bernsteinzimmer der Koffer mit dem Knopf für die nordkoreanischen Atomraketen oder der Schlüssel zur Energiewende. Die an Hysterie grenzende Eile von Kanzlerin und Presse in dieser Affäre liefert einen Hinweis darauf, dass die Kanzlerin etwas weiß und die Presse aus Gewohnheit mitmacht, was wiederum die Schlussfolgerung nahelegt, dass Gerhard Schröder über seine neue Partnerin der Kim-Familie nukleares Material liefert, das bei uns nicht mehr für Atomstrom verbraucht wird, weshalb er Merkel im Amt halten wollte. Anders lässt sich das erneute Zustandekommen der GroKo nicht erklären.
Bei der Wahl selbst haben hingegen weder Putin noch Facebook eine Rolle gespielt, das ist nur bei den Abstimmungen über Brexit und Trump so gewesen, weil man bei uns seine Facebook-Gruppe gar nicht mit in die Wahlkabine nehmen darf. Man bekommt zwar auch bei uns über Facebook gezielt die Nachrichten, die zu den Nachrichten passen, die man schon bekommen hat, aber nur Leute wie die Amerikaner lassen sich davon in ihrer Wahlentscheidung beeinflussen. Trolle werden zum Beispiel eingesetzt, um eine Masse an Zustimmung vorzutäuschen, der sich der Nutzer gern anschließen möchte mangels Lust zum Opponieren. Auch dies kommt hier in dieser Form nicht vor, das machen bei uns Journalisten. Wir unterscheiden zwischen Meinungen, die rein privat sind und die ein Einzelner hat, und Qualitätsjournalismus, wir sind also vor Manipulationen sicher, wobei der Zusammenhalt der Gesellschaft darauf gründet zu wissen, dass es bei den anderen Gesellschaftsmitgliedern auch so ist. Da hat Putin keine Chance zur Spaltung.
Was die Facebook-Sache betrifft, muss man sich erst allmählich daran gewöhnen, dass alles, was man macht, heutzutage gespeichert wird, selbst wenn man es längst vergessen hat. Mystiker haben schon immer vertreten, dass alles jetzt ist. Damals war das noch nicht so, jetzt ist es der Fall. Facebook weiß es aber nur bezüglich des Vergangenen und arbeitet daran, auch die künftigen Daten der Nutzer vorab zu berechnen, genauer gesagt wollte Facebook das und kann es nach dem Absturz an der Börse nun nicht mehr. Einem Unternehmen, das dies nicht vorhersehen konnte, sollte man seine Daten nun wirklich nicht anvertrauen. Mit der Löschung unserer Profile wiederholt sich die Geschichte; zuerst hatte die Kanzlerin uns von der Last der Vergangenheit befreit, so dass wir auch gegenüber Russland wieder völlig unbeschwert auftreten können.
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