Kontroverse um Netzgehege im Bodensee

Baden-Württemberg: Ein Aquakultur-Projekt soll den Rückgang der Fangergebnisse ausgleichen, doch viele Fischer sind dagegen

  • Lesedauer: 2 Min.

Hagnau. Felchen aus Netzgehegen im Bodensee? Die Genossenschaft »RegioBodenseefisch« in Baden-Württemberg will die Pläne für eine Aquakultur vorantreiben. Derzeit sei man in Gesprächen mit einer norwegischen Firma, die die geplanten Netzgehege realisieren solle, sagte der Vorsitzende Martin Meichle. Anschließend würden beim Landratsamt in Konstanz die Anträge für eine wasserrechtliche Genehmigung gestellt. »Die Hoffnung ist da, dass wir die dann auch noch in diesem Jahr erhalten.« Die Berufsfischer am Bodensee leiden seit Jahren unter zu geringen Erträgen.

Als Pilotprojekt könnten dann zwei Netzgehege mit einem Durchmesser von rund 20 Metern in einer Tiefe von 40 Metern installiert werden. Diese sollen nach dem Plänen der Genossenschaft jeweils rund 40 Tonnen Jahresertrag bringen. Der Versuch werde mindestens eine Produktionsperiode - also rund anderthalb bis zwei Jahre - umfassen, sagte Meichle. Zudem solle das Pilotprojekt etwa vom Institut für Seenforschung und der Fischereiforschungsstelle in Langenargen wissenschaftlich begleitet werden.

Die Genossenschaft - sie ist derzeit noch in der Gründungsphase - zähle momentan 15 Mitglieder, sagte Meichle weiter. Darunter seien Berufsfischer vom Bodensee, ein Fischzüchter, Fischverarbeiter, Gastronomen und auch ein Jurist. Das Ziel der Genossenschaft ist es, im Bodensee Felchen in Netzgehegen zu Speisefischen großzuziehen. Derzeit würden zwischen 500 Tonnen und 800 Tonnen Fisch importiert, sagt Meichle. »Diese Lücke könnten wir füllen.« Agrarminister Peter Hauk (CDU) hatte sich angesichts sinkender Bestände bereits im Jahr 2016 für solche Zuchtanlagen im Bodensee ausgesprochen. Man sehe darin eine Chance, die heimische Fischzucht am Bodensee nachhaltig weiter zu entwickeln, hieß es beim Ministerium. Die Mehrheit der Berufsfischer am Bodensee lehnt eine Aquakultur dagegen ab. Auch Umweltverbände wie der BUND und die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) stehen den Plänen skeptisch gegenüber. »Wir werden dadurch das Alleinstellungsmerkmal des Wildfisches verlieren«, sagte etwa die Sprecherin des Internationalen Bodensee-Fischereiverbands, Anita Koops. Netzgehege bergen ihrer Ansicht nach Risiken wie etwa Krankheiten. »Noch sind zu viele Fragen ungeklärt.«

Aus Sicht der Berufsfischer führt der niedrige Nährstoffgehalt im See zu einer geringen Nahrungsmenge für die Tiere und damit zu einem Einbruch des Bestands etwa an Felchen. In der Vergangenheit hatten die Fischer daher immer wieder gefordert, den Phosphatgehalt moderat anzuheben. »Das Thema ist politisch inzwischen aber komplett vom Tisch«, sagte Koops. »Dabei sind wir nach wie vor überzeugt, wenn man da ein bisschen unterstüzten würde, würde wieder mehr Fisch produziert.« dpa/nd

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