USA verhängen neue Strafzölle und China kontert
Beide Länder belegen jeweils Güter im Wert von 50 Milliarden Dollar mit Zöllen
In der Nacht zum Mittwoch ist der Handelskonflikt zwischen den USA und China weiter eskaliert. Die USA belegten rund 1300 Produkte aus China mit einem Strafzoll von 25 Prozent. Damit unterliegen chinesische Exporte im Wert von 50 Milliarden Dollar diesem Zoll. Dies entspricht zehn Prozent der chinesischen Exporte in die USA. Die Zölle treten nach Abschluss von Anhörungen in rund zwei Monaten in Kraft. Die USA wollen China damit für den Diebstahl geistigen Eigentums bestrafen. In China müssen ausländische Investoren oft Joint Ventures mit chinesischen Firmen eingehen, wodurch Know-how transferiert wird. China erzwingt auch die Lizenzierung gewisser Technologien.
Die chinesische Botschaft in Washington teilte daraufhin mit: »Es ist nur höflich, sich zu revanchieren.« Die Antwort aus Peking kam denn auch prompt: China wird 106 Waren im Wert von ebenfalls 50 Milliarden Dollar mit Zöllen belegen. Dies entspricht 38 Prozent der US-Exporte nach China.
Die Zollmaßnahmen betreffen insbesondere Maschinen und High-Tech-Produkte. Damit sollen die Auswirkungen auf die Konsumenten minimiert werden. Außerdem gehen die USA gegen Produkte vor, die China im Rahmen seiner industriepolitischen Strategie »Made in China 2025« fördert. Peter Navarro, der handelspolitische Berater von US-Präsident Donald Trump, sagte zu dieser Strategie: »China hat diesen dreisten China-2025-Plan veröffentlicht, der dem Rest der Welt sagt: ›Wir werden jede einzelne Industrie der Zukunft dominieren und daher haben eure Volkswirtschaften keine Zukunft.‹« Der US-Fokus auf Maschinen wurde allerdings umgehend kritisiert. »Zölle auf bestimmte Maschinen machen US-Produkte teurer«, sagt etwa Matthew Shay, Chef des US-Einzelhandelsverbands NRF.
China hingegen konzentriert seine Zölle auf US-Agrargüter wie Mais, Sojabohnen und Wein. Eines der wenigen US-Industrieprodukte auf Pekings Liste sind Flugzeuge. Ein Nutznießer des Handelsstreits wird daher der europäische Airbus-Konzern sein.
Noch sind die Zölle aber nicht in Kraft und im Hintergrund laufen Verhandlungen zwischen Washington und Peking. So hoffen viele, dass es zu einem Deal kommt: »Die meisten Analysten und Investoren gehen davon aus, dass ein Deal in letzter Minute die Erhebung von Zöllen verhindert«, sagt Analyst John Kemp.
Der Ökonom Julian Evans-Pritchard von Capital Economics teilt diese Sicht. Dennoch ist er von der Deutlichkeit der chinesischen Reaktion überrascht: »Die Annahme war, dass China nicht allzu aggressiv antworten würde. Chinas Antwort ist eine Überraschung für einige Leute.« Die Märkte reagierten denn auch heftig: Sojabohnen verloren zeitweise über fünf Prozent an Wert, sowohl der Dollar als auch der Yuan büßten gegenüber dem Euro ein und der US-Aktienindex Dow Jones sank im vorbörslichen Handel um zwei Prozent.
Sollten die Zölle in Kraft treten, wird dies auch Folgen für Drittstaaten haben. »Wir werden eine Umleitung des Handels zu Chinas anderen Handelspartnern sehen, um das auszugleichen, was die USA verlieren«, sagt Sherman Robinson vom US-Thinktank Peterson Institute for International Economics. Brasilien und Argentinien werden etwa ihre Sojaexporte nach China steigern können. Auch Europas Bauern werden profitieren: »Wenn US-Weine höheren Zöllen unterliegen, hat das einen direkten Nutzen für andere Anbieter, insbesondere Frankreich und Australien«, sagt Kym Anderson von der Adelaide Universität in Australien.
Da die USA vornehmlich chinesische Industrieprodukte aus ihrem Markt drängen werden, dürfen aber auch deutsche und japanische Maschinenbauer oder Südkoreas Chemieindustrie auf bessere Geschäfte in den USA hoffen. Noch ist es aber nicht so weit.
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