Siege gegen Serbien als Mutmacher für Heim-WM

Deutsche Handballer wollen mit Neuanfang das EM-Debakel endgültig abhaken

  • Oliver Mucha, Dortmund
  • Lesedauer: 3 Min.

Christian Prokop verabschiedete sich nach einem gemeinsamen Essen mit einem guten Gefühl von seiner Mannschaft. »Es war wichtig, unser gegenseitiges Vertrauen zu stärken. Das haben wir geschafft«, sagte der Handball-Bundestrainer nach dem souveränen 29:23 (15:9)-Erfolg in Dortmund gegen Serbien.

Für Prokop zählte neben dem zweiten Sieg gegen den EM-Zwölften innerhalb von drei Tagen in erster Linie die verbesserte Kommunikation zwischen ihm und seinen Spielern. »Wir hatten einen guten Austausch und haben klar angesprochen, was wir voneinander erwarten«, sagte der 39-Jährige. Eine Aufbruchstimmung war bei ihm spürbar.

Mit dem geglückten Neuanfang soll das EM-Debakel endgültig abgehakt sein, die volle Konzentration gilt nun dem Medaillentraum bei der Heim-WM in neun Monaten. »Jeder hat einen Schlussstrich unter die EM gezogen«, sagte Teammanager Oliver Roggisch: »Jeder ist heiß auf die WM und steht hinter dem Trainer.«

Das war nach dem blamablen Hauptrunden-Aus bei der Europameisterschaft in Kroatien nicht so. Zwischen Mannschaft und Trainer offenbarten sich Risse. In unzähligen Gesprächen wurde nun eine neue Vertrauensbasis geschaffen. »Wir hatten eine gute Woche, die von taktischen Absprachen und Gesprächen geprägt war. Ich habe eine gute Stimmung gespürt«, versicherte Prokop.

Der Mannschaft merkte man die neu gewonnene Lust an, auch wenn man die beiden Siege nicht überbewerten sollte. Serbien sei schließlich »nicht der höchste Maßstab« gewesen, wie Rückraumspieler Steffen Weinhold betonte.

Die Fans in der mit 10 891 Zuschauern ausverkauften Westfalenhalle feierten die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) dennoch ausgelassen und sorgten damit für einen Vorgeschmack auf eine stimmungsvolle Heim-WM. »So etwas vergrößert natürlich die Vorfreude«, sagte Uwe Gensheimer. Der Kapitän war mit neun Toren bester Werfer der deutschen Mannschaft.

Der Grundstein für den Sieg wurde allerdings mit einer guten Torhüterleistung von Andreas Wolff und einer aggressiven Abwehr gelegt. Die Spielmacher Fabian Wiede und Niclas Pieczkowski lenkten zudem überlegt das deutsche Angriffsspiel. »Es war ein guter Mix aus Freude und Konzentration«, lobte Prokop.

Seinen Spielern dienen die erfolgreichen Auftritte als Mutmacher für die bevorstehenden Aufgaben. »Es herrscht eine gute Stimmung. Alle haben sehr gut mitgezogen. Bei der EM waren wir in einer Negativspirale. Jetzt sind alle mit einem positiven Gefühl in die Spiele gegangen«, sagte Rechtsaußen Patrick Groetzki.

Dies soll auch in der Zukunft so sein. Bereits am 6. Juni steht in München ein erster WM-Härtetest gegen Norwegen an. Es folgt eine Japan-Reise vom 7. bis 18. Juni mit zwei Begegnungen gegen die vom ehemaligen Bundestrainer Dagur Sigurdsson betreuten Gastgeber. »Die Japan-Tour wollen wir nutzen, um uns noch besser kennenzulernen«, sagte Bundestrainer Christian Prokop, bevor er den wartenden Fans noch einige Autogramme gab und dann zum gemeinsamen Essen mit seinen Spielern eilte. SID/nd

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