Militärbasis in Provinz Homs angegriffen

Laut Aktivisten 14 Tote / USA weisen Beteiligung an Luftschlag zurück / UN-Sitzung nach mutmaßlichem Giftgaseinsatz in Duma

  • Lesedauer: 4 Min.

Damaskus. Eine Militärbasis in Homs im Westen Syriens ist von Raketen angegriffen worden. Das berichtete die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana in der Nacht zum Montag. Dabei habe es Tote und Verletzte gegeben, hieß es. Die syrische Flugabwehr habe acht Raketen abgeschossen, sagte die Agentur unter Berufung auf Militärquellen. Zivilisten berichteten nach dem syrischen Fernsehen von lauten Explosionsgeräuschen in der Gegend. Unklar war zunächst, wer für den Beschuss verantwortlich war.

Nach Angaben von Aktivisten seien mindestens 14 Menschen getötet worden. Bei den Opfern handele es sich um Angehörige der syrischen Armee und ihrer Verbündeten, darunter Iraner, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag.

Gerüchte in den sozialen Medien, dass es sich bei dem Raketenbeschuss auf die Militärbasis in Homs um einen US-Angriff handeln könnte, wurden vom Pentagon dementiert. »Derzeit führt das Verteidigungsministerium keine Luftschläge in Syrien aus«, sagte ein Pentagon-Sprecher. Nichtsdestotrotz werde die Situation genau beobachtet. Das Pentagon unterstütze die laufenden diplomatischen Anstrengungen, um die Verantwortlichen für den Einsatz von Chemiewaffen in Syrien und anderswo zur Verantwortung zu ziehen.

Libanesischen Medien zufolge hatten Bewohner nahe der südöstlichen Grenze zu Syrien in den frühen Morgenstunden von Kampfjets im Luftraum berichtet, was möglicherweise auf einen Angriff aus Israel hindeuten könnte. Die Berichte konnten vorerst nicht unabhängig verifiziert werden. Eine israelische Armeesprecherin in Tel Aviv sagte, man wolle sich zu dem Vorfall nicht äußern.

Der Raketenangriff folgt auf Berichte über einen mutmaßlichen Giftgasanschlag der syrischen Armee auf die Stadt Duma in der Rebellenhochburg Ost-Ghuta, bei dem am Samstag mehr als 150 Menschen getötet und mehr als 1000 verletzt worden sein sollen.

Sicherheitsrat debattiert nach mutmaßlichem Gaseinsatz in Duma

Mit dem mutmaßlichen Chemiewaffenangriff will sich der UN-Sicherheitsrat in New York am Montag befassen. Die USA beantragten eine Dringlichkeitssitzung mit acht weiteren Staaten, darunter auch die ständigen Ratsmitglieder Frankreich und Großbritannien. Auf Antrag Russlands soll es noch ein separates zweites Treffen geben.

US-Präsident Donald Trump und sein französischer Amtskollege Emmanuel Macron hatten am Sonntag zu den Ereignissen in Syrien telefoniert, wie das Weiße Haus und der Elyséepalast mitteilten. Die beiden Staatsmänner hätten den mutmaßlichen Giftgasangriff scharf kritisiert und sich darauf verständigt, dass die syrische Führung um Präsident Baschar al-Assad zur Verantwortung gezogen werden müsse.

Allerdings gab es zunächst keine stichhaltigen Beweise dafür, dass der mutmaßliche Giftgaseinsatz auf das Konto Assads geht. Russland und Iran weisen die Vorwürfe etwa zurück.

»Sie haben sich darauf verständigt, Informationen zur Art der Attacke auszutauschen und eine starke, gemeinsame Reaktion zu koordinieren«, hieß es vom Weißen Haus nach dem Telefonat. Man wolle gemeinsame Aktionen und Initiativen mit dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen koordinieren, hieß es aus dem Elyséepalast.

Syrische Rebellen und Zivilisten begannen unterdessen ihren Abzug aus der Stadt Duma, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntagabend mitteilte. Die Evakuierung der Stadt, die von der islamistischen Rebellengruppe Dschaisch al-Islam (»Armee des Islams«) kontrolliert wird, war mit russischer Hilfe ausgehandelt worden. Laut einem Bericht der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana sollten die Kämpfer und ihre Familien mit Bussen in die nordsyrische Stadt Dscharablus gebracht werden.

Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian verurteilte die Angriffe der syrischen Armee auf die Rebellen-Hochburg Ost-Ghuta scharf. Er sei in »extremer Sorge« angesichts von Berichten über einen neuerlichen Einsatz chemischer Waffen, erklärte Le Drian am Sonntag in einer Mitteilung. Frankreich werde im Kampf gegen die Ausbreitung von Chemiewaffen »jede Verantwortung« wahrnehmen, hieß es.

Auch das Auswärtige Amt in Berlin äußerte sich in großer Sorge. »Sollte sich das bewahrheiten, worauf im Moment vieles hindeutet, dann hat das Regime - fast auf den Tag genau ein Jahr nach Khan Sheikhoun - erneut international geächtete Waffen eingesetzt und Unschuldige auf grausame Art und Weise getötet. Dies verurteilen wir auf das Schärfste«, teilte ein Sprecher am Sonntag mit.

In den USA wuchs der Druck auf den Präsidenten. Der republikanische Senator Lindsey Graham sprach am Sonntag von einem »entscheidenden Moment« in Trumps Präsidentschaft. Trump könne nun die Entschlossenheit zeigen, die sein Vorgänger Barack Obama nie gezeigt habe, sagte Graham in der ABC-Sendung »This Week«. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.