Querelen um Quokkas

Instagram warnt vor Tierquälerei bei Selfies mit dem Beuteltier - Australien widerspricht

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 3 Min.

Quokkas lachen immer. Als ein Artikel in der «Huffington Post» dies vor etwa fünf Jahren weltweit bekannt machte, fing der Trend an. Menschen schossen Selfies mit den Tieren für soziale Medien. Selbst Prominente wie der Tennisspieler Roger Federer oder Hollywood-Star Margot Robbie haben sich für Instagram mit den putzigen Beutlern abgelichtet.

Jetzt will das soziale Netzwerk mit den australischen Quokka-Selfies jedoch Schluss machen. Wer heute nach dem Hashtag quokkaselfie sucht, erhält die Nachricht: «Schütze Wildtiere auf Instagram», und darunter: «Sie suchen nach einem Hashtag, der möglicherweise mit Posts verknüpft ist, die schädliches Verhalten für Tiere oder die Umwelt fördern.»

Nur noch auf einer Insel
Für alle, die den Quokka-Trend verpasst haben: Quokkas sind eine Beuteltierart, die auf einer Insel rund 20 Kilometer westlich von Perth in Westaustralien lebt. Auf Rottnest Island haben sich die ansonsten vom Aussterben bedrohten Quokkas in den vergangenen Jahren ausgesprochen gut vermehrt und sind zudem extrem zutraulich und menschenfreundlich. Sie lassen sich nicht nur gerne fotografieren, sondern scheinen auf Fotos auch noch über das ganze Gesicht zu grinsen. ce

Instagram nimmt es mit dem Thema Tierschutz inzwischen sehr ernst. Und das zu Recht: Erst im Oktober 2017 meldete die Tierschutzorganisation World Animal Protection, dass Touranbieter in manchen Teilen der Welt Tiere missbrauchten, damit Touristen Selfies mit ihnen machen können. Allein auf Instagram war die Anzahl von Wildlife-Selfies seit 2014 um 292 Prozent angestiegen. Darunter waren Fotos mit betäubten Tigern, mit nachtaktiven und menschenscheuen Faulaffen oder Elefanten, die über Jahre hinweg misshandelt wurden, um die Nähe zu Menschen zu tolerieren. Dass Instagram diese Fotos inzwischen zu unterbinden versucht, wird allgemein begrüßt.

Dass die strikte Herangehensweise nun auch die Quokkas getroffen hat, hat in Australien jedoch zu einem Aufschrei geführt. Erst im vergangenen Monat hatte man noch mit den Selfies für Touristen geworben. Auch die zuständige Behörde für die Insel, auf der die Quokkas leben, hält die Instagram-Warnung für wenig hilfreich, wie ein Sprecher lokalen Medien sagte. Denn dadurch werde «die Öffentlichkeit nicht über Naturschutzbemühungen» aufgeklärt oder erhalte Informationen für «ein besseres Verständnis für diese einheimische Spezies».

Tatsächlich steht der Schutz der Tiere schon heute an oberster Stelle auf der Insel. Denn außer den süßen Fotos ist so ziemlich alles andere verboten, was die Interaktion zwischen Mensch und Tier betrifft: Quokkas dürfen nicht angefasst werden, und wer ein Quokka füttert, muss mit einer Strafe in Höhe von 150 australischen Dollar (94 Euro) rechnen. Quokkas zu verletzen oder zu quälen, kann Strafen bis zu 50 000 Dollar (31 000 Euro) oder bis zu fünf Jahren Gefängnis nach sich ziehen. Zwei französische Rucksacktouristen wurden 2015 zu einer Strafe in Höhe von jeweils 4000 Dollar (2500 Euro) verurteilt, nachdem sie versucht hatten, ein Quokka anzuzünden. Weil sie die Strafe nicht zahlen konnten, verbrachten sie sieben Tage in einem australischen Gefängnis.

Eine Tierforscherin kam in einer Studie sogar zu dem Ergebnis, dass «die Spezies vom Tourismus profitieren» würde, wie Veronica Phillips dem lokalen Sender ABC sagte. Die Tiere waren demnach in von Urlaubern frequentierten Regionen gesünder und widerstandsfähiger als in einsam gelegenen Teilen der Insel. Die Tiere hatten laut Phillips sogar ihre Verhaltensweisen an die Touristen angepasst. «Sie sollten eigentlich nachtaktiv sein, aber sie haben ihre aktiven Phasen so verändert, dass sie tagsüber wach sind, um bei den Touristen zu sein und Essen von ihnen zu klauen», sagte die Forscherin «National Geographic».

Solange ein Quokka nicht gestresst sei und sich selbst einer Person annähere, hält auch die Säugetier-Expertin Christine Cooper von der Curtin-Universität in Perth die Selfies für unproblematisch. «Was wir nicht sehen wollen, sind Leute, die sie belästigen und ihnen für ein Bild hinterherjagen.»

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