Russland fordert Zurückhaltung von Trump

US-Präsident will auf mutmaßlichen Giftgaseinsatz mit Raketenangriff reagieren / Russland mahnt zur Besonnenheit

  • Lesedauer: 3 Min.

Washington. Russland fordert US-Präsident Donald Trump zur Zurückhaltung auf. »Alle Seiten« müssten Schritte unterlassen, die in Wirklichkeit »durch nichts gerechtfertigt« seien, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. US-Präsident Donald Trump hatte als Vergeltung für den mutmaßlichen Giftgaseinsatz in Duma am Mittwoch in aller Deutlichkeit einen Raketenangriff auf Syrien angekündigt. Die Raketen »werden kommen«, schrieb Trump bei Twitter. Zu einem Schlagabtausch zwischen den USA und Russland war es zuvor bereits im UN-Sicherheitsrat gekommen.

Die USA und andere westliche Staaten machen die Truppen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad für mutmaßliche Giftgasangriffe in der Stadt Duma verantwortlich, bei denen nach Angaben von Hilfsorganisationen am Samstag 48 Menschen getötet wurden. Syrien und Russland bestreiten, dass es einen Giftgasangriff gegeben hat.

Trump hatte schon zuvor eine »starke Reaktion« angekündigt und gewarnt, die Verantwortlichen müssten einen »hohen Preis« dafür zahlen. Nun warnte er Russland ausdrücklich vor einer Unterstützung Assads. Russland habe angekündigt, »alle auf Syrien abgefeuerten Raketen abzuschießen«, schrieb der US-Präsident in einem Tweet. »Bereite dich vor, Russland, denn sie werden kommen, hübsch und neu und 'smart!'«

Mit Blick auf Moskaus Unterstützung für Assad schrieb Trump: »Du solltest nicht Partner eines mit Gas tötenden Viehs sein, das sein Volk tötet und das genießt.« Das Verhältnis der USA zu Russland sei mittlerweile »schlechter als es je war, den Kalten Krieg eingeschlossen«, erklärte Trump in einem weiteren Tweet.

»Sollte es einen Angriff von Seiten Amerikas geben (...), werden die Raketen abgeschossen und die Objekte angegriffen, von denen sie abgefeuert wurden«, sagte Alexander Sassypkin im libanesischen Fernsehen, wie die Agentur Interfax am Mittwoch meldete.

Gleichzeitig forderte Kreml-Sprecher Peskow die US-Regierung zu Zurückhaltung auf. Es müsse alles vermieden werden, »was die bereits instabile Lage in der Region destabilisieren würde«, sagte der Sprecher von Präsident Wladimir Putin.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums erklärte, die Raketen sollten auf »Terroristen« abgefeuert werden und nicht auf die »legitime Regierung« Syriens, die schon seit Jahren den »internationalen Terrorismus auf ihrem Staatsgebiet bekämpft«.

Die syrische Regierung wertete die Angriffsdrohung als »gefährliche Eskalation«. Damaskus sei darüber aber nicht »überrascht«, da die USA auch den »Terrorismus« in Syrien unterstützten, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Sana einen Vertreter des Außenministeriums.

Dem UN-Sicherheitsrat gelang es am Dienstagabend nicht, eine Resolution zu dem mutmaßlichen Giftgaseinsatz zu verabschieden. Russland legte sein Veto gegen einen von den USA vorgelegten Resolutionsentwurf ein, in dem es um eine Untersuchung der Vorwürfe ging. Zwei Vorlagen Russlands wurden ebenfalls abgelehnt.

Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensia warf den USA vor, ihren Resolutionsentwurf als »Vorwand« für einen Militäreinsatz in Syrien nutzen zu wollen. Er forderte Washington auf, »zu Sinnen zu kommen«. Die US-Botschafterin bei der UNO, Nikki Haley, warf Russland ihrerseits vor, nur »das Assad-Regime schützen« zu wollen.

Trump hatte vor einem Jahr bereits als Vergeltung für einen Giftgaseinsatz in der nordsyrischen Stadt Chan Scheichun einen Raketenangriff auf eine syrische Luftwaffenbasis angeordnet. Nach Angaben von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron könnten beide Länder nun wieder »chemische Einrichtungen unter Kontrolle des Regimes angreifen«. Agenturen/nd

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!