• Politik
  • Repression in der Türkei

Inhaftiertem Deutschen »geht es schlecht«

Angehörige: Enver Altayli leidet an einer Schilddrüsen-Überfunktion / Offenbar weiterer Deutscher in der Türkei festgenommen

  • Lesedauer: 2 Min.

Istanbul. Die Angehörigen eines in der Türkei inhaftierten 73-jährigen Deutschen sorgen sich um dessen verschlechterten Gesundheitszustand. Ihr Vater Enver Altayli leide an einer Schilddrüsen-Überfunktion, erklärte die Tochter Zehra Der am Freitag in Istanbul. »Die Medikamente schlagen nicht mehr an, seine Werte sind sehr schlecht«, sagte sie. Ärzte befürchteten, dass die erhöhten Werte »unter anderem zu schwerwiegenden lebensbedrohlichen Herzproblemen« führen könnten. »Meinem Vater geht es schlecht. Er müsste eigentlich stationär im Krankenhaus behandelt werden«, so Der. Die Behörden hätten allerdings zwei Anträge abgelehnt, ihn in ein Krankenhaus zu bringen. Sie hielten seinen Zustand nicht für ernst genug.

Im vergangenen Jahr war es wegen der Inhaftierung mehrerer Deutscher zu einer Krise zwischen Berlin und Ankara gekommen. Altayli wurde am 20. August in Antalya festgenommen, wo die Familie eine Ferienanlage betreibt. Sechs Tage später wurde U-Haft wegen Terrorvorwürfen gegen ihn verhängt. Er sitzt im Hochsicherheitsgefängnis Sincan in Ankara. Nach dem Protokoll der Gerichtsverhandlung zur Untersuchungshaft wird Altayli verdächtig, für die Bewegung des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen Straftaten begangen zu haben. Altayli weist alle Vorwürfe zurück. Die türkische Regierung macht Gülen für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich.

Unterdessen soll ein weiterer deutscher Staatsbürger in der Türkei festgenommen worden sein. Die Journalistin Mesale Tolu schrieb am Freitag auf Twitter, Adil Demirci »ist sowohl türkischer als auch deutscher Staatsbürger und war nur zum Urlaub in der Türkei«. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es: »Wir gehen derzeit von einer Festnahme Adil Demircis aus. Eine Bestätigung der türkischen Behörden über eine Festnahme steht aber noch aus.« Das Außenministerium machte keine Angaben dazu, welche Staatsbürgerschaften Demirci besitzt.

Tolu teilte weiter mit, Demirci gehöre zu drei Mitarbeitern der linken Agentur Etha, die in der Nacht zu Freitag in Istanbul festgenommen worden seien. Auch Tolu arbeitete bis zu ihrer Inhaftierung für die Etha. Sie war im Dezember aus der U-Haft entlassen worden, darf die Türkei aber nicht verlassen. dpa/nd

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