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- FSV Hansa 07
Bretthart und stumpf
Der Kreuzberger Traditionsverein Hansa 07 hat keine Hallen und nur einen kaputten Rasen
In der Wrangelstraße, unweit der alten Grenze zwischen Ost- und Westberlin, hat einer der großen Kreuzberger Traditionsvereine sein Domizil. 111 Jahre - seit 1907 - gibt es den FSV Hansa 07, gegründet wurde er in einem Lokal in der Schlesischen Straße. Das Herzstück des Vereins ist der »Wrangelritze« genannte Kunstrasenplatz, der an jedem Tag voll ausgelastet ist. Doch der befindet sich in einem desaströsen Zustand: Der betagte Kunstrasen ist schadhaft, »bretthart« und stumpf, was die Verletzungsgefahr und die Belastung für die Gelenke deutlich erhöht. »Highlight« ist ein großes Loch auf einem Elfmeterpunkt. »Laut den Regeln des Verbandes dürfte hier eigentlich gar nicht mehr gespielt werden« sagt Enrico Selk, der im ehrenamtlichen Hansa-Vorstand für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Man sei auf das Wohlwollen der Gastmannschaften und eine gewisse »Toleranz« der Schiedsrichter angewiesen.
Der FSV Hansa 07 gehört mit über 800 Mitgliedern und 36 Mannschaften, davon 29 im regulären Spielbetrieb des Berliner Fußballverbandes, zu den Säulen des Freizeitsports in Kreuzberg. Jeder kann hier aktiv werden, von den unter siebenjährigen »Bambini« in der G-Jugend, bis zur »Ü 60«, von der Mädchen-Kleinfeldmannschaft bis zur 1. Herren-Mannschaft, die es immerhin in die Bezirksliga geschafft hat.
Der Verein betreut auch ein Gehörlosenteam und kooperiert mit Schulen. Neben der ohnehin integrativ und interkulturell ausgerichteten Arbeit in diesem multiethnischen Stadtteil wurde ein Flüchtlingsteam aufgebaut, die »Champions ohne Grenzen«. Es gehöre zum Selbstverständnis von Hansa, »dass wir uns eindeutig gegen Rassismus positionieren und mit entsprechenden Initiativen im Kiez zusammenarbeiten«, sagt Selk. Und als im Herbst 2015 die Turnhallen ganz kurzfristig für die Unterbringung von Flüchtlingen bereitgestellt werden mussten, wurde auch nicht über die damit verbundenen Einschränkungen gemault, sondern praktische Solidarität mit den neuen Nachbarn organisiert. In Kreuzberg und darüber hinaus ist man gut vernetzt. Zu den Aktiven gehört der LINKEN-Bundestagsabgeordnete Pascal Meiser, im Vereinsbeirat engagiert sich seine Parlamentskollegin von der SPD, Cansel Kiziltepe.
Das alles klingt nach einer kleinen Erfolgsstory, doch es gibt große Probleme. Nicht nur der Platz ist dringend sanierungsbedürftig. Zwar konnten die Flüchtlinge die Turnhallen im Oktober 2016 wieder verlassen, doch nach wie vor sind die Sportstätten kaum nutzbar. Eine ist wegen Schadstoffbelastung komplett gesperrt, und auch die andere steht dem Verein nicht zur Verfügung. Die Volleyball- und Futsal-Teams haben also gar keine Trainingsmöglichkeit mehr. Es gibt ferner viel zu wenige nutzbare Umkleideräume und Duschen, und selbst die sind teilweise defekt. Aus nackter Not habe man sogar auf eigene Faust einen Container am Spielfeldrand als Behelfsumkleidekabine besorgt, berichtet Selk. Aber Duschen gibt es dort nicht. Nach Spielen und Trainingseinheiten müssen die Sportler vor den Duschen regelrecht Schlange stehen.
Zuständig für das Oberstufenzentrum Handel und seine Sportanlagen, die Hansa 07 nutzt, ist die landeseigene Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM). Doch von dieser Stelle erhalte man keine verbindlichen Auskünfte über den Sanierungsfahrplan, beklagt Selk.
Eine nd-Nachfrage bei der BIM bestätigt diesen Eindruck teilweise. Bei der Hallensanierung seien »immer wieder neue Probleme aufgetaucht«, erklärt eine BIM-Sprecherin. Man hoffe, dass die Halle bis zum neuen Schuljahr im September wieder nutzbar sei. Aber sicher sei das nicht. Und für die Sanierung des Platzes beginne jetzt erst die Planungsphase, auch die Finanzierung müsse noch geklärt werden. Vor 2019 wird dort also nicht viel passieren. Lediglich das große Loch am Elfmeterpunkt soll zeitnah gestopft werden. Anscheinend habe es auch »Kommunikationsprobleme« zwischen Verein, Schule, Senatsverwaltung und BIM gegeben, räumt die Sprecherin der BIM ein.
Und so setzt man bei Hansa 07 weiter auf Öffentlichkeit und »sanften Druck«. Auch das »Promi-Mitglied« Meiser will sich mit der »Autorität« eines Bundestagsabgeordneten einschalten. Selk sagt: Man wolle ja schließlich keine Privilegien, sondern »einen Platz, der ohne Verletzungsgefahr bespielbar ist, eine nutzbare Trainingshalle für den Winter sowie genügend Duschen und Umkleidekabinen«. Nur so könne man die wichtige und erfolgreiche Arbeit des Vereins angemessen weiterführen.
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