Falsche Loyalität

Aert van Riel über die Wahl von Andrea Nahles zur SPD-Chefin

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Der SPD-Bundesparteitag hat sich mehrheitlich gegen eine personelle Erneuerung entschieden. Mit Andrea Nahles ist eine Politikerin zur neuen Vorsitzenden gewählt worden, die seit langem zur Funktionärsriege der Partei zählt und die für einen Kurs der Mitte steht. Mit Simone Lange gab es eine Alternative. Anders als ihre Konkurrentin hatte sich die Flensburger Oberbürgermeisterin für mehr soziale Umverteilung, ein Ende der Sanktionierung von Erwerbslosen und eine Rückkehr zur sozialdemokratischen Friedenspolitik ausgesprochen. Dieses Programm steht im Widerspruch zur Politik der Großen Koalition und hätte dafür sorgen können, das Verhältnis der SPD zur Linkspartei weiter zu entspannen. Nur unter dieser Voraussetzung wäre eine linke Mehrheit nach der nächsten Bundestagswahl überhaupt denkbar.

Das respektable Ergebnis von Lange wäre noch deutlich besser ausgefallen, wenn sie vom gesamten linken Flügel unterstützt worden wäre. Doch bereits vor dem Parteitag hatte etwa Juso-Chef Kevin Kühnert erklärt, dass er Nahles wählen werde. Die Uneinigkeit der SPD-Linken ist nicht neu. Neben denjenigen Sozialdemokraten, die es mit der Rebellion ernst meinen, gibt es auch viele SPD-Funktionäre, die zwar eher links ticken, aber im Zweifelsfall aus einem Loyalitätsgefühl heraus oder aus Angst, dass die Partei auseinanderbricht, zur eigenen Führung stehen oder faule Kompromisse eingehen. Deswegen deutet alles darauf hin, dass neben der personellen auch eine inhaltliche Erneuerung der SPD in naher Zukunft ausbleiben wird.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.