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Ganz arme Vorstellung
Stephan Fischer zu Armut, Hartz IV und Jens Spahn
Im Gepäck hatte Jens Spahn »leckeren Obstkuchen«, als er sich mit der Hartz-IV-Kritikerin Sandra Schlensog traf. Zu einem Selbstversuch, vom Hartz-IV-Budget zu leben, will er sich aber nicht hinreißen lassen: Viele Bürger könnten es als »Farce« empfinden, wenn er versuche, mit ganz schmalem Geldbeutel zu leben - sein »beruflicher Alltag« käme auch dann der realen Lage eines Hartz-IV-Empfängers nicht nahe.
Nein, als eine derbe Komödie würden dies gewiss nicht viele empfinden. Schon gar nicht jene, die von Armut betroffen sind oder unter Hartz IV leiden. Eher als Verhöhnung. Für Obdachlose gibt es keine »Generalprobe« in der Frage, wo sie nächste Nacht schlafen. Für Millionen Vollbeschäftigte keine nächste »Vorstellung« neben einer düsteren, wenn es um ihren Blick ins Alter geht. Für befristet Beschäftigte keine Vorfreude auf die nächste »Spielzeit«, wenn der Vertrag schon in einem halben Jahr wieder endet und ein weiteres »Engagement« im Ungewissen liegt.
Insofern ist es gut, dass Spahn von diesem Selbstversuch absieht - es wäre nicht mehr als ein Theaterstück mit doppeltem Boden. Existenzielle und vorsorgliche Angst, Vereinsamung, Demütigung, die durch Armut millionenfach in vielen Facetten herrscht und droht - das wird einen Jens Spahn wohl nie ereilen. Das sei ihm gegönnt und gewünscht. Nur eins noch: »Kuchen« und »Armut«, wenn auch nicht historisch verbürgt - ein ganz ungünstiger Zusammenprall verschiedener Lebenswelten.
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