Deutscher Brennstoff für Pannen-AKW Doel

Atomkraftgegner verlangen, dass der Meiler in Doel und die Uranfabriken in Gronau und Lingen stillgelegt werden

  • Reimar Paul
  • Lesedauer: 3 Min.

Im belgischen Pannen-AKW Doel hat es erneut einen Störfall gegeben. Doch das Kraftwerk wird weiterhin mit Brennelementen aus Deutschland beliefert. Atomkraftgegner verlangen, dass der Meiler in Doel und die deutschen Uranfabriken in Gronau und Lingen endlich stillgelegt werden.

Der AKW-Betreiber Engie-Electrabel hatte am Montag ein Leck im Notkühlkreislauf des Reaktorblocks Doel 1 gemeldet. Es gebe keine Auswirkungen auf Mitarbeiter, die Bevölkerung oder die Umwelt, hieß es. Trotzdem wurde der Reaktor heruntergefahren. Weil ohnehin Wartungsarbeiten anstehen, bleibt die Anlage mindestens bis Anfang Oktober vom Netz.

Die rund 40 Jahre alten Atomkraftwerke Doel und Tihange in Belgien stehen schon lange in der Kritik. In den Druckbehältern, die den Austritt von Radioaktivität verhindern sollen, waren 2012 und 2013 mehr als 10.000 Risse entdeckt worden. Sie waren zunächst wenige Millimeter groß, inzwischen sind Risse von bis zu 17,2 Zentimetern dokumentiert.

In den vergangenen Jahren ereigneten sich hier etliche Störfälle. Infolge von Bränden und Ausfällen von Kühlwasserpumpen mussten die Reaktoren mehrfach notabgeschaltet werden. Die »Wirtschaftswoche« erwähnte für Tihange einen »Störfallkatalog, neben dem sich der ›Herr der Ringe‹ wie ein Reclam-Heft ausmacht«. Zudem ist in beiden Kraftwerken die Lagerkapazität für Atommüll so gut wie erschöpft.

Nach Angaben des Bundesamtes für kerntechnische Entsorgungssicherheit hat die Brennelementefabrik im westniedersächsischen Lingen seit Mitte März fünfmal neue Brennelemente nach Belgien geliefert. Zielort war laut einer Auskunft des Bundesumweltministeriums an die Linksfraktion im Bundestag das AKW Doel. Atomkraftgegner vermuten, dass diese Brennstäbe nun bei den Wartungsarbeiten in den Reaktor eingesetzt werden, um dessen Weiterbetrieb zu ermöglichen.

Die Brennelementschmiede in Lingen ist die einzige Fabrik dieser Art in Deutschland. Ebenso wie die Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau ist sie vom Atomausstieg ausgenommen. Beide Anlagen beliefern Atomkraftwerke in mehreren europäischen Ländern - die Reaktoren Doel 1 und 2 erhalten ihre Brennstäbe ausschließlich aus Deutschland.

»Ohne Brennelemente funktioniert kein AKW«, erläutert Christina Burchert vom Arbeitskreis Umwelt Schüttorf. Der Lieferant trage daher auch für sämtliche Störfälle eine Mitverantwortung. Jörg Schellenberg vom Aachener Aktionsbündnis gegen Atomenergie ergänzte: »Was muss eigentlich noch passieren, bevor die Bundesregierung die Reißleine zieht, um die äußerst brisanten Exporte von Brennelementen und angereichertem Uran für den AKW-Betrieb in Belgien einzustellen?«

Zusammen mit weiteren Gruppen wie der atomkraftkritischen Ärzteorganisation IPPNW kündigten die Initiativen Proteste an: Am 10. Mai werden sie in Aachen während der Verleihung des Karlpreises an Frankreichs Staatspräsidenten Emmanual Macron demons- trieren. Weitgehend staatliche Konzerne aus seinem Land sind die Hauptanteilseigner der belgischen AKW und der Fabrik in Lingen. Macron stehe deshalb in besonderer Verantwortung, die störanfälligen Anlagen endlich stillzulegen. Am 9. Juni wollen Umweltschützer mit einer überregionalen Demo in Lingen ihre Forderung nach Schließung der Brennelementefabrik unterstreichen.

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