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Gut geschult

Die AfD versucht seit Monaten, Arbeiter für sich zu gewinnen - bei den Opelanern in Eisenach bissen die Rechten auf Granit

  • Sebastian Haak
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Opelaner von Eisenach waren noch auf ihrer Betriebsversammlung, da machte vor dem Werkstor unter den Kollegen aus Kaiserslautern und Bochum schon die Nachricht die Runde, dass Thüringens AfD-Fraktionsvorsitzender Björn Höcke auf dem Weg zu ihnen ist. Am Dienstag vor zwei Wochen war das. Und kaum war diese Nachricht einmal umgelaufen unter den Opelanern an den beiden Standorten des Autobauers, da war klar, wie die Beschäftigten und vor allem die IG-Metaller unter ihnen damit umgehen wollten. Von einem menschlichen Schutzschild, das sie gegen Höcke errichten wollten, war sofort die Rede. Davon, dass man sich nicht von den Rechtspopulisten instrumentalisieren lassen werde.

Was dann bald folgte, ist inzwischen deutschlandweit beachtet, allerdings zu oft nur in Kurzform geschildert worden; wo doch die Langfassung der Ereignisse viel darüber erzählt, wie Gewerkschafter sich erfolgreich dagegen wehren können, dass die AfD unter anderem mit einer Organisation namens Alternativer Arbeitnehmerverband Mitteldeutschland - kurz: Alarm - versucht, Arbeiter für sich zu gewinnen.

Die Langfassung: Die Opelaner aus Eisenach kamen zu ihren Kollegen vor das Werkstor und demonstrierten dort mit ihnen gemeinsam für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Dann erschien tatsächlich Höcke mit einer Handvoll Getreuer und blauen Alarm-Fahnen. Aber sie kamen nicht näher als etwa 150 Meter an die Kundgebung heran. Denn schon als die Alarmisten auf die Demonstration zumarschierten, stellten sich ihnen Dutzende IG-Metaller geschlossen in den Weg. Die ihn auch dann nicht wieder freigaben, als die Rechtspopulisten weiterhin auf die Demonstration zudrängten. Was folgte, waren Schubsereien zwischen den IG-Metallern und Höckes Leuten; auch wenn der Rechtspopulist einige Tage später im Thüringer Landtag ein dramatisch anderes Bild von der Lage zu zeichnen versuchte, als er behauptete, ihm habe sich da eine »gewerkschaftlich organisierte Schlägertruppe« in den Weg gestellt.

Schnell brachten die IG-Metaller dann noch eigene Fahnen und Transparente heran, um die Alarm- und AfD-Symbole zu verdecken - während sich die Arbeitnehmervertreter und Landespolitiker von CDU, Linkspartei, SPD und Grünen, die sich an diesem Tag solidarisch mit den Opelanern zeigten, nicht von Höcke und den Seinen stören ließen. Von ihrer kleinen Bühne aus blickten sie zwar immer mal wieder zu der menschlichen Blockade hinüber. Doch nie so, dass sie sich von den Rechtspopulisten davon abhalten ließen, wofür sie gekommen waren: für die Opelaner kämpfen.

Allerdings gehört es zur Langfassung dieser Ereignisse dazu, dass sie nur deshalb so geschehen konnten, weil die IG Metall vorbereitet war auf eine mögliche Konfrontation. Weil es Höcke nämlich Ende 2017 einmal gelungen war, eine Gewerkschaftskundgebung für Siemens in Erfurt zu stören: Damals hatte er es im Demonstrationszug bis weit nach vorne geschafft, was für einen Aufschrei unter Gewerkschaftern in Deutschland sorgte - und bei der IG Metall in Thüringen für einen Vorsatz: Wann immer man von nun an eine Kundgebung organisiere, werde man einen zusätzlichen Satz Fahnen und Transparente dabei haben. Um Höcke zu verdecken. Und die blauen Fahnen. Ohne sich aus dem Konzept bringen zu lassen.

In Eisenach hat die Gewerkschaft genau diesen Plan in die Tat umgesetzt.

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