- Kommentare
- Nobelpreis für Literatur
The Times They Are A-Changin’
Martin Hatzius freut sich darüber, dass die Schwedische Akademie ihren Literaturnobelpreisträger Bob Dylan endlich beim Wort nimmt
Mit ihrer Entscheidung, die Verleihung des diesjährigen Literaturnobelpreises auf 2019 zu verschieben, beweist die durch Missbrauchsfälle und Korruption in Verruf geratene Schwedische Akademie immerhin eines: die Fähigkeit zur gewissenhaften Textanalyse. »Sprecht nicht zu früh«, hatte Bob Dylan den Schriftstellern und Kritikern in einem seiner berühmtesten Werke geraten, »denn das Rad dreht sich noch.« Statt voreilig zu urteilen und sich in ehernen Gewissheiten zu wiegen, sollten sie erkennen, dass es »der Verlierer von heute« sein wird, »der später gewinnt«.
Drei Jahre nach der umstrittenen Verleihung des Preises an den singenden Poeten - und 55 Jahre nach der Entstehung seines Songs - scheinen die verbliebenen Mitglieder der eben nicht altehrwürdigen, sondern bis zur Handlungsunfähigkeit verkrusteten Akademie Dylans Botschaft endlich entschlüsselt zu haben: »Die Zeiten ändern sich.« Entschlüsselt, und auf sich selbst bezogen: »Wenn eure Zeit es euch wert ist, bewahrt zu werden, dann fangt besser an zu schwimmen, oder ihr werdet sinken wie ein Stein.« Um die eigene Glaubwürdigkeit wiederherzustellen, hat man sich in Stockholm nun einen umfassenden Erneuerungsprozess verordnet. Nur so, durch den radikalen Wandel, ist die Tradition noch zu retten.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.