Alle gesund?

Haidy Damm über die Entfristung von Postjobs

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 2 Min.

Stellen Sie sich vor, Sie brechen sich ein Bein. Das ist schmerzhaft und oftmals langwierig. Vielleicht verfolgt Sie das Pech und Sie erwischen auch noch eine der Grippewellen? Sollten Sie einen befristeten Arbeitsvertrag bei der Deutschen Post haben, könnte zu der Sorge um Ihre Gesundheit noch die Sorge um Ihren Arbeitsplatz kommen. Denn der Konzern macht laut einem vertraulichen Konzept eine Entfristung abhängig davon, ob ihre Beschäftigten in zwei Jahren mehr als 20 Tage krank waren. Oder zu langsam. Postboten dürfen demnach in drei Monaten nicht mehr als 30 Stunden länger für ihre Touren gebraucht haben als vorgesehen.

Das ist ganz normale kapitalistische Praxis? Informell gehört es längst zur Praxis in Unternehmen, Beschäftigten, die während eines befristeten Arbeitsvertrages häufig krank sind, keinen neuen Vertrag anzubieten. Kein Grund zur Aufregung also, wie der Sprecher des Konzerns kommentierte?

Im Durchschnitt sind Beschäftigte in Deutschland knapp 15 Tagen krank gemeldet - in körperlich anstrengenden Jobs entsprechend länger. Postboten haben einen solchen Job und protestierten in der Vergangenheit häufig gegen Arbeitsüberlastung, auch weil zu wenig Kolleginnen und Kollegen eingestellt werden. Statt die Arbeitsbedingungen zu verbessern, setzt die Post in einer offiziellen Vorgabe die Daumenschrauben an. Der Druck wird erhöht, sich im Zweifelsfall lieber krank zur Arbeit zu schleppen oder besser nicht zum Arzt zu gehen. Das ist nicht nur empörend, sondern gefährdet konkret die Gesundheit der Beschäftigten.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.