Werbung

Kritische Zeitung in Kambodscha verkauft

Chefredakteur der »Phnom Penh Post« kurz nach umstrittenem Verkauf entlassen / Journalistenverbände fordern Wahrung der Pressefreiheit

  • Lesedauer: 3 Min.

Phnom Penh. Unter Kritik von Journalistenverbänden ist die regierungskritische kambodschanische Zeitung »Phnom Penh Post« verkauft worden. Neuer Eigentümer ist ein malaysischer Investor und Inhaber eines Public-Relation-Unternehmens, wie die Zeitung selbst und andere Medien am Montag bestätigten. Der Chef der in Malaysia ansässigen Firma »Asia PR« beteuerte, er wolle die Unabhängigkeit des Blattes erhalten. Allerdings hatte die Firma in der Vergangenheit unter anderem für den autokratischen kambodschanischen

Kurz nach dem Verkauf der »Phnom Penh Post« gibt es aber offenbar bereits massiven Druck auf die Beschäftigten. Wie die Journalistenvertretung »Southeast Asian Press Alliance« (SEAPA) am Montag auf Twitter mitteilte, hat ein Vertreter des malaysischen Unternehmens den Chefredakteur gefeuert. Zudem traten mehrere Journalisten des 1992 gegründeten Blattes aus Protest zurück. Sie alle hatten sich geweigert, einen Artikel zurückzuziehen, in dem die Details des Verkaufs beschrieben wurden. Sie hatten damit gegen eine Anordnung des neuen Managements verstoßen. Zuvor gehörte die Zeitung einem australischen Geschäftsmann.

In der Redaktion spielten sich nach Bekanntgabe des Verkaufs emotionale Szenen ab. Auf einem Foto war zu sehen, wie einer der Reporter seinen entlassenen Chef umarmte. Ein anderer Kollege twitterte: »Ich werde nicht mehr zur ‘Post’ zurückkehren. Ich bin am Boden zerstört, dass ich nicht mehr mit einigen der besten Journalisten arbeiten kann, die ich kenne.«

Der neue Eigentümer der »Phnom Penh Post« ist Inhaber eines in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur ansässigen Public-Relation-Unternehmens, wie die Zeitung selbst und andere Medien am Montag bestätigten. Der Firmenchef von »Asia PR« soll zuvor noch beteuert haben, er wolle die Unabhängigkeit des Blattes erhalten. Allerdings arbeitete das Unternehmen in der Vergangenheit unter anderem für Kambodschas autokratischen Regierungschef Hun Sen.

Als der Verkauf publik wurde, äußerten Journalistenverbände die Sorge vor einem massiven Einfluss von kambodschanischer und malaysischer Regierung auf die »Post«. Nachdem Ministerpräsident Hun Sen im vergangen Jahr verschärft gegen unliebsame Journalisten vorgegangen sei, sei die Zeitung »das letzte unabhängige Medium in Kambodscha« gewesen, erklärte SEAPA-Geschäftsführer Ed Legaspi. Nach der Ankündigung des neuen Besitzers, die Prinzipien der Pressefreiheit zu bewahren, habe man gehofft, dass dieser sich daran halte. Leider zeigten die ersten Entwicklungen das Gegenteil.

Sowohl Kambodscha als auch Malaysia sind für gravierende Einschnitte der Pressefreiheit bekannt. Im aktuellen Ranking von »Reporter ohne Grenzen«, das 180 Länder umfasst, steht Kambodscha auf Platz 142, Malaysia auf Platz 145.

Die Details des Verkaufs der »Phnom Penh Post« blieben unbekannt. Es hieß nur, damit sei eine Steuerschuld in Höhe von umgerechnet 3,9 Millionen US-Dollar beglichen worden. Das Ganze erinnert an den Fall der »Cambodia Daily«. Das ebenfalls unabhängige Blatt musste im September 2017 nach mehr als 24 Jahren dichtmachen. Die Behörden hatten damals erklärt, es schulde dem südostasiatischen Land umgerechnet mehr als sechs Millionen US-Dollar Steuern. Vergeblich hatte sich die Zeitung dagegen gewehrt und betont, man könne gern ihre Bilanzen überprüfen. Das Vorgehen gegen die »Cambodia Daily« bezeichneten Menschen- und Medienrechtler als politisch motiviert. epd/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.