Vom norwegischen Ölfonds lernen
Ethisch-ökologische Geldanlagen
Norwegens Ölfonds geht den typischen Fehlern von Kleinanlegern aus dem Weg. Im Heimatland investiert er daher überhaupt nicht. Weil die norwegische Wirtschaft stark von Öl und Gas abhängig ist, setzen die Manager um Yngve Slyngstad lieber auf internationale Unternehmensbeteiligungen in anderen Branchen. Aus den Verkaufserlösen der Energierohstoffe speist sich der größte Staatsfonds der Welt. Inzwischen haben sich umgerechnet rund 900 Milliarden Euro angesammelt, pro norwegischen Haushalt über 300 000 Euro.
»Seit 1998 hat der Ölfonds eine höhere durchschnittliche Jahresrendite erreicht als der deutsche Leitindex DAX und das bei niedrigerem Risiko - und unter Beachtung ethischer Kriterien«, schreibt Clemens Bomsdorf in seinem neuen Buch.
Es will alles wohl überlegt sein
»Genial einfach ein Vermögen aufbauen«, wie Bomsdorf reißerisch verspricht, ist selbstverständlich unmöglich. So sollten Kleinanleger nicht wie die Norweger auf einen Aktienanteil von 60 Prozent an ihrem Ersparten bauen (auch nicht in Fondsanteilen). Das wäre viel zu riskant. Und eine angemessene Risikostreuung, die nicht sämtliche Erträge aufgrund hoher Kosten und Gebühren verschlingt, ist mit ein paar tausend Euro nicht wirklich zu haben.
Nützlicher sind schon die ethischen Kriterien des norwegischen »Statens pensjonsfond« (www.nbim.no/fondet). Den Ausstieg aus Kohle-Investitionen hat Norwegen schon vor Jahren eingeleitet. Seit 2017 will sich der Staatsfonds auch von allen Ölaktien trennen. Das wird durchaus auch ökonomisch, mit einer besseren Risikostreuung begründet. Es zeichnet sich ab, dass »Raus aus Öl und Gas« zu einer Umleitung dieser Gelder in grüne Investitionen führen wird.
Ein Trend, der sich - bei aller Widersprüchlichkeit - auch bei vielen privaten Finanzdienstleistern abzeichnet. So wirbt die Allianz-Versicherung damit, dass sie in ihrem Kerngeschäft »ökologisch und sozial noch verantwortungsbewusster« geworden sei: Klimaschutz und soziale Inklusion stünden fortan im Fokus. In Deutschland besetzte die Allianz innerhalb des Großkapitals schon früh eine »grüne« Führungsrolle.
Das zahlt sich durchaus aus: Das Unternehmen führt den renommierten Dow Jones Sustainability Index (DJSI) als Branchenbester an. Und zählt damit weltweit zu den nachhaltigsten Versicherern. »Eine starke Nachhaltigkeitsperformance gilt nicht nur bei Investoren als Beleg für Zukunftsfähigkeit«, heißt es aus der Allianz dazu. Auch Mitarbeiter wünschten sich einen engagierten Arbeitgeber, hat man in München erkannt. »Und nachhaltige Finanzprodukte entwickeln sich zunehmend zum Wachstumsmarkt.«
Preisvergleich lohnt sich
Leser des nd müssen nicht gleich ganz groß ins »grüne« Geldgeschäft einsteigen. Doch der Anfang ist leicht gemacht. Dafür sorgt die Verbraucherzentrale Bremen. Wir hatten die Hanseaten schon häufiger mit ihren engagierten Beiträgen zu Versicherungen und Finanzdienstleistungen dankbar erwähnt.
Eine Möglichkeit, Geld mit gutem Gewissen anzulegen, ist ein Girokonto oder eine Sparanlage bei einer »nachhaltigen« Bank. Die Bremer Experten haben die Produkte von 14 Banken, die Nachhaltigkeitsstandards anlegen, unter die Lupe genommen. »Bei alternativen und kirchlichen Banken bekommen Verbraucherinnen und Verbraucher für ihr Geld nicht nur Bankdienstleistungen.« So fließen Kundengelder lieber an Öl und Rüstungsgeschäften vorbei. »Auch werden Firmen ausgeschlossen, die Kinderarbeit zulassen oder die Menschenrechte missachten«, erklärt Ulrike Brendel, Leiterin des Projekts.
Zinssätzen, Risiken, Chancen?
Die Bandbreite beispielsweise bei den untersuchten Girokonten reicht vom kostenlosen Konto mit kostenloser Girokarte der Bank im Bistum Essen bis zu jährlichen Kosten von 117 Euro für Kontoführung und Girokarte bei der Ethikbank. 11 der 14 untersuchten Banken bieten zudem die Anforderung und Nutzung der mobilen TAN unbegrenzt kostenlos an.
Alle weiteren Informationen über Banken und Produkte können Sie im Internetportal www.geld-bewegt.de nachschauen. Es bietet Verbraucherinnen und Verbrauchern auch Informationen zu nachhaltigen Investmentfonds, zu riskanten Umweltinvestments und Altersvorsorgeprodukten mit Nachhaltigkeitsstandards.
Lesetipp: Clemens Bomsdorf: So werden Sie reich wie Norwegen, Campus Verlag, 19,95 €.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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