Weltfremde Wahlkämpfer

Katja Herzberg zur gescheiterten Regierungsbildung in Italien

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 2 Min.

Eigentlich wäre es ein Grund zur Freude: Weder die rassistische Lega noch die janusköpfige Fünf-Sterne-Bewegung übernehmen so bald das Ruder in Italien. Wäre da nicht die Unsicherheit des »Wie weiter« nach dem Scheitern der Regierungsbildung. Denn was Italien derzeit braucht, ist weder eine nationalistische noch keine Regierung - sondern Lösungen für die realen Probleme der Menschen und des Staates.

Eine der größten Volkswirtschaften Europas ist hoch verschuldet. Die Wirtschaft wächst kaum, die Arbeitslosigkeit - allen voran unter jungen Menschen - bleibt hoch. Gleichzeitig wird Italien mit den nach wie vor vielen Geflüchteten, die das Land erreichen, vom Rest der EU weitestgehend allein gelassen. Die Idee einer »neutralen Regierung«, wie sie Staatspräsident Sergio Mattarella vorgeschlagen hat, klingt da vernünftig. Nur: Schon einmal hat sich gezeigt, dass Technokraten kein Garant für Fortschritt sind. Der Bankenexperte Mario Monti bewies als Ministerpräsident einzig, dass er sparen konnte.

Also doch Neuwahlen? Diese von Lega und Fünf-Sterne-Bewegung erhobene Forderung würde die Lage auch nicht entschärfen. Laut aktuellen Umfragen würde erneut keine Partei und kein Wahlbündnis die absolute Mehrheit erringen. Wenn die Köpfe der großen Parteien nun einfach in den Wahlkampfmodus umschalten, ist das mehr als naiv. Es zeugt von Weltfremdheit.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -