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Nassforscher Populismus
Uwe Kalbe über ein unfreiwilliges Bekenntnis von FDP-Chef Lindner
Mit einer Bemerkung hat FDP-Chef Christian Lindner es geschafft, den Parteitag der Liberalen über das Wochenende und damit über sein eigentliches Gewicht hinaus in der Diskussion zu halten. Die Episode beim Bäcker, die er in seiner Rede zum Besten gab, hat eine Debatte ausgelöst, in der Lindner nicht weniger als Rassismus vorgeworfen wird. Wenn jemand in gebrochenem Deutsch ein Brötchen bestelle, wecke das in der Warteschlange Ängste, weil man nicht wisse, ob es sich um einen Spezialisten für künstliche Intelligenz oder einen Illegalen handele. Lindner leitete daraus die Forderung nach klaren Einwanderungsregeln ab.
Nicht nur die Tatsache, dass er seine Alltagsbeobachtung einem Bekannten zuschrieb, zeigt die Abgehobenheit des Parteichefs. Lindner macht offenbar keine eigenen Erfahrungen beim Bäcker. Vor allem weckt seine Behauptung Widerspruch, dass gebrochenes Deutsch bei derzeitiger Gesetzeslage Grund zur Verunsicherung sein sollte. Wenn ein Akzent dafür taugt, Lindners Ordnungsruf zu provozieren, dann könnten das auch Dialekt, Bekleidung oder Frisur eines Unbekannten. Die Berufung auf Normierung von Menschen ist alles Mögliche, auf keinen Fall aber liberal. Lindner führt die FDP nassforsch auf den Weg des rechten Populismus. Dass er das Echo nicht voraussah, zeigt sein Problem. Und das seiner Partei.
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