Gewandhaus-Streit in Zwickau

Stadt und Architekt einigen sich im Fall der Theaterspielstätte ohne Prozess

  • Claudia Drescher, Zwickau
  • Lesedauer: 2 Min.

Im Streit um die Sanierung der wichtigsten Zwickauer Theaterspielstätte gibt es eine Einigung: Die Stadtverwaltung und der geschasste Architekt verständigten sich außergerichtlich auf die Zahlung einer nicht näher benannten Summe. Der Finanzausschuss stimmte der gütlichen Lösung in nichtöffentlicher Sitzung mehrheitlich zu, wie Stadtsprecher Mathias Merz bestätigte.

Damit könne ein langwieriger Gerichtsprozess vermieden werden, sagte Architekt Sebastian Thaut auf dpa-Nachfrage. Die vom Leipziger Büro Atelier ST erbrachten Leistungen am Gewandhaus seien abgegolten. Die Stadt hatte den Planer im September 2017 überraschend vor die Tür gesetzt und ihm unterstellt, mit der Baumaßnahme überfordert und daher für einen Verzug der Sanierung verantwortlich gewesen zu sein. Dies hatte der Architekt zurückgewiesen und seinerseits der Verwaltung als Bauherrin schwere Fehler vorgeworfen.

Ein eigens einberufener Ausschuss des Zwickauer Stadtrats kam im Februar zur Einschätzung, dass vor allem Überschneidungen bei Verantwortlichkeiten zu Problemen auf der Baustelle geführt hatten. Zudem wiesen die Stadträte der Verwaltung eine erhebliche Mitschuld an dem Debakel zu. Als Konsequenz empfahl der Ausschuss, den Leiter des städtischen Hochbauamtes zu entlassen. Er ist seit Anfang März freigestellt. Nach dpa-Informationen ist seine Abberufung noch vor der Sommerpause geplant. Zudem soll der ebenfalls umstrittene Projektsteuerer seinen Hut nehmen.

Ursprünglich sollte das Gewandhaus bereits Ende 2017 saniert sein, um pünktlich zum 900-jährigen Stadtjubiläum in diesem Jahr fertig zu werden. Doch das Projekt lag gleich zwei Mal für mehrere Monate auf Eis. Nun soll das Theater im Frühjahr 2020 wieder in das 500 Jahre alte Denkmal einziehen können.

Über die Höhe des nun freigegebenen Honorars wurde Stillschweigen vereinbart. Wie dpa von einem Stadtrat erfuhr, soll es knapp unter der Wertgrenze von 400 000 Euro liegen. Ursprünglich hatte Thaut für bereits erbrachte Leistungen bis zu seiner Kündigung mehr als 600 000 Euro gefordert.

Ein womöglich mehrere Jahre andauernder Streit vor Gericht hätte das Projekt wohl weiter empfindlich gestört. So stand ein möglicher Baustopp im Raum, da im vergangenen halben Jahr mit Thauts Plänen weitergebaut worden war, ohne dass die Rechte an der Planung geklärt waren.

Allerdings sucht die Stadt noch immer nach einem neuen Architekten, der Thauts Pläne vollendet. Eigentlich sollten die übrigen Planungsleistungen, die vor allem den Innenausbau betreffen, bereits im April vergeben werden. Eine erste Ausschreibung brachte keinen Erfolg. Nun verhandelt die Verwaltung nach dpa-Informationen direkt mit zwei kleineren Planungsbüros. Ob die Kosten von ursprünglich 14,2 Millionen Euro zu halten sind, ist allein aufgrund gestiegener Baupreise fraglich. dpa/nd

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