Eigenes Weingut gehört zum Platz

An der italienischen Adria entstand vor über 50 Jahren das moderne Camping

  • Ditmar Hauer
  • Lesedauer: 5 Min.
Unter hohen Bäumen stehen Caravans, Wohnmobile und hier und da auch noch ein ganz normales Zelt. In der Luft liegt Vogelgezwitscher und Grillduft, im Hintergrund rauscht das Meer, und abends trifft man sich mit den Nachbarn auf ein Bier. Aber der Weg zur Toilette und zur Dusche ist doch ziemlich weit. »So oder so ähnlich sehen die Klischees aus, die sich Nichtcamper von einem Campingplatz ausmalen«, meint Horst Nitschke. Etwas Wahres sei da schon dran, aber mit dem von diversen TV-Serien verbreiteten Image habe modernes Camping nichts zu tun. Nitschke, Vater des »ADAC-Campingführers« und heute europaweit gefragter Berater in Sachen Camping, empfiehlt allen Skeptikern, sich einmal selbst auf einem Platz umzuschauen.
Zum Beispiel an der italienischen Adriaküste. »Mit Fug und Recht kann man sagen, dass hier in der Nähe von Venedig vor gut 50 Jahren das moderne Camping erfunden wurde«, erzählt der Experte. Bereits in den 20er Jahren waren die ersten deutschen Touristen mit Zelt, Fahrrad und Faltboot in die Sommerfrische gereist - und schon damals zählte die Küste der nördlichen Adria zu den beliebten Zielen. Was jedoch mit der Eröffnung des damals »NSU Camping« genannten Platzes 1955 entstand, hatte eine völlig neue Qualität. Mit bisher nicht gekannten Services wie Warmwasser rund um die Uhr, sauberen Toiletten und bescheidenen Restaurants revolutionierten die Gründer die Branche.

Fünf »Super-Plätze« auf einer Halbinsel
»Heute gibt es auf der 18 Kilometer langen Halbinsel zwischen Jesolo, Cavallino und Punta Sabbioni die wohl größte Campingplatzdichte der Welt«, weiß Nitschke. Rund 35 Plätze liegen hier, darunter fünf, die vom ADAC-Campingführer jedes Jahr mit dem Prädikat »Super-Platz« zu den besten unseres Konti-
nents gekürt werden. Insgesamt zehn Plätze der Region erhielten vom ADAC fünf Sterne für ihre Ausstattung. Die Halbinsel liegt ideal für Ausflüge in die Lagunenstadt Venedig, die per Bus und Linienschiff in einer knappen Stunde erreicht werden kann. Und Tagesausflüge nach Verona, zum Gardasee oder in die Weinanbaugebiete in Friaul und im Veneto mit dem eigenen Auto sind ebenfalls kein Problem.
»Campingurlaub ist heute alles andere als Billigurlaub und wird auch von vielen Experten noch immer unterschätzt«, so Nitschke. Immerhin machen etwa 27 Millionen Camper nach Schätzungen mit 340 Millionen Übernachtungen fast 25 Prozent aller touristischen Übernachtungen in Europa aus.
Wer heute campen gehe, der tue das nicht aus Geldmangel, sondern weil er es will. Camper würden gezielt die Nähe zur Natur, aber auch Sport- und Unterhaltungsmöglichkeiten sowie die Gesellschaft von Gleichgesinnten suchen. Für viele sei nicht in erster Linie das Land oder die Region als Reiseziel wichtig, sondern der Campingplatz und seine Ausstattung. »Wer sich ein Wohnmobil mit allen Schikanen für rund 50 000 Euro kauft, der tut das sehr bewusst«, so Nitschke. Man könne sich ausrechnen, wie oft er für dieses Geld Urlaub im Hotel machen könne. Nicht zu unterschätzen sei auch der soziale Faktor, denn auf dem Campingplatz fühlen sich alle gleich miteinander verbunden.
Natürlich wollen auch Camper nicht auf gewisse Annehmlichkeiten verzichten, und so sind die Plätze gefragt, sich auf die gestiegenen Ansprüche einzustellen. Was aus dem bescheidenen »NSU Camping« bis heute unter dem Namen »Union Lido« geworden ist, kann sich zum Beispiel durchaus mit einem modernen Ferienclub messen. Insgesamt finden fast 11 000 Gäste Platz auf dem Gelände - und treten sich dabei dennoch nicht auf die Füße. Für Camper gibt es schattige Stellplätze, alle mit Stromanschluss, die meisten auch mit direktem Wasserzu- und -abfluss. Warmes Wasser, das zum Teil mit So-
laranlagen aufgeheizt wird, kommt rund um die Uhr aus den Hähnen.

Shoppingmeile und ein Aqua Park
Wer lieber zeltet, findet in Strandnähe reichlich Platz unter den Pinien. Moderne Sanitärgebäude haben Babywickelräume, alle sind auch für Rollstuhlfahrer geeignet. Und wer ohne eigenes Dach über dem Kopf anreist, der kann Bungalows und Ferienwohnungen mieten oder im angeschlossenen Hotel wohnen.
16 Restaurants mit Angeboten von Fischspezialitäten über venezianische Küche bis zu frischer Pasta und natürlich Eis verwöhnen die Gäste, zum Platz gehört sogar ein eigenes Weingut. Zum Einkaufen gibt es zwei Supermärkte und eine Shoppingstraße mit 27 Geschäften. Anfänger und fortgeschrittene Golfer können auf einer Driving Range und einer Drei-Loch-Bahn ihr Schlaggefühl verbessern. Zum Baden lockt ein rund ein Kilometer langer feiner Sandstrand. Auch eine ganz neue Attraktionen hat »Union Lido« seit 2005 zu bieten: Der »Aqua Park Laguna«, eine moderne Wellness-Anlage, lockt mit Salzwasser, aromatischen Dampfbädern und Biosauna.


Union Lido Vacanze, Camping Park & Resort, 30013 Cavallino-Venezia, Tel.: (0039)041 257 51 11, Fax: (0039) 041 537 03 55, E-Mail: info@unionlido.com und booking@unionlido.com, www.unionlido.com
Der Platz ist jedes Jahr vom 1. Mai bis zum 30. September geöffnet. Voranmeldungen sind auch in der Hauptsaison nicht notwendig. In der Hauptsaison gilt ein Mindestaufenthalt von einer Woche. Stellplätze kosten ab 11,60 Euro pro Nacht plus ab 6,30 Euro pro Person pro Nacht. Urlaub in fest installierten Zelten oder Caravans kann ab 61 Euro pro Nacht, in Bungalows ab 89 Euro pro Nacht gebucht werden.

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