Kein Krieg mit Googles Hilfe
Mitarbeiter fordern per Petition Absage des Konzerns an US-Drohnenprogramme
San Francisco. Zahlreiche Mitarbeiter von Google haben den US-Technologiekonzern aufgerufen, sich vom »Geschäft mit dem Krieg« fernzuhalten. Google müsse klar erklären, dass weder der Internetriese noch seine Subunternehmen »jemals Kriegstechnologie herstellen«, hieß es in einer Petition, die vergangene Woche bereits rund 4000 Angestellte unterzeichnet haben sollen. Die Mitarbeiter fordern Google auf, Drohnenprogramme des US-Militärs nicht mit Hilfe künstlicher Intelligenz zu verbessern. Dem Internetportal »Gizmodo« zufolge reichten mehrere Entwickler aus ethischen Gründen ihre Kündigung ein.
Hintergrund der Proteste ist das »Project Maven«, bei dem laut US-Medien intelligente Algorithmen bei der Erkennung und Unterscheidung von Menschen in Drohnenvideos für das Pentagon zum Einsatz kommen. »Wir fordern, dass das ›Project Maven‹ gestoppt wird«, heißt es in der Petition, von der Kopien im Internet veröffentlicht wurden. »Wir glauben, dass Google nicht im Geschäft mit dem Krieg sein sollte.«
Das Unternehmen war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Unterstützung für die Petition kam von der US-Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) und dem International Committee for Robot Arms Control (ICRAC), das sich dafür einsetzt, die militärische Nutzung von Robotern zu begrenzen.
Auch wenn die durch künstliche Intelligenz gewonnenen Erkenntnisse noch einmal von menschlichen Analysten überprüft werden sollten, könne diese Technologie den Weg für automatisierte Zielerfassungssysteme bei Kampfdrohnen ebnen, schrieb das ICRAC in einem offenen Brief. »Wenn Befehlshaber des Militärs zu der Erkenntnis gelangen, dass die Algorithmen verlässlich sind, gibt es die Versuchung, die Überprüfung durch Menschen für diese Systeme abzuschwächen oder sogar abzuschaffen.« Dann sei die Menschheit »nur einen kleinen Schritt davon entfernt, autonomen Drohnen zu erlauben, automatisiert zu töten - ohne menschliche Aufsicht oder aussagekräftige Kontrolle«, warnte das Komitee.
Google habe in der Vergangenheit betont, die Arbeit des Technologiekonzerns zur Verbesserung der Fähigkeiten zur Objekterkennung diene keinen Angriffszwecken, erklärte die EFF. Nun zeige sich allerdings ein »düsteres Bild«, schrieben Cindy Cohn und Peter Eckersley in einem Onlinebeitrag im vergangenen Monat. Durch die von Google bereitgestellte Technologie könnten von Drohnen erkannte Objekte oder Menschen für eine Überprüfung durch Menschen markiert werden. Dies könne dann in einigen Fällen tatsächlich zu Luftangriffen führen, schrieben Cohn und Eckersley. Dadurch stehe aus ethischer Sicht enorm viel auf dem Spiel - »selbst wenn in dieser Tötungskette noch weiter oben Menschen sind«.
Sowohl EFF als auch ICRAC riefen dazu auf, eine ernsthafte Debatte über die Notwendigkeit ethischer Rahmenbedingungen für die Nutzung künstlicher Intelligenz in der Waffentechnik zu führen. Diese Debatte sei von entscheidender Bedeutung und müsse international geführt werden, forderte die Electronic Frontier Foundation. Firmen wie Google müssten sich der Folgen ihres Handels bewusst sein und von den Militärvertretern Verhaltensstandards und Verantwortlichkeit einfordern - ebenso wie von sich selbst. AFP/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.