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- Fahrradfahrer in der Stadt
Stramme Waden für neues Klima
Tomas Morgenstern findet, Sternfahrt ist guter Stresstest für Autofahrer
Achtung Berlin, am Sonntag übernehmen die Fahrradfahrer die Macht über (viele) Straßen und Autobahnen! Offiziell genehmigt, auf polizeilich gesicherten Trassen. Wenn das Wetter weiter mitspielt, dürften diesmal sogar deutlich mehr als 100 000 Teilnehmer der jährlichen Fahrrad-Sternfahrt des ADFC ab dem Vormittag in bunten, fröhlichen Gruppen die Zufahrtstraßen nach Berlin und zur City bevölkern.
Die Sternfahrt ist eine Willensbekundung, ihre Ziele kann jeder, der einigermaßen bei Trost ist, nur unterstützen! Es geht um saubere Atemluft und die Eindämmung des Verkehrslärms, um sichere Straßen und Wege für Nichtmotorisierte. Und es geht darum, dass der sogenannte Umweltverbund - Fußgänger, Radfahrer und öffentlicher Personennahverkehr - zumindest in den Städten Vorfahrt erhält. Und mit wachsender Ungeduld angesichts schlimmer Verkehrsunfälle und chaotischer Zustände auf Straßen und Schienen der wachsenden Stadt geht es um die Forderung nach einer fahrradfreundlichen Verkehrsinfrastruktur für Berlin.
Die Berliner Sternfahrt, erstmals 1977 im Westteil der Stadt organisiert, verzeichnet seit Jahren wachsenden Zuspruch. Glaubt man dem ADAC, ist sie weltweit die größte Fahrraddemonstration. Überraschen mag das schon. Denn der Fahrradverkehr Berlins ist auf den Weg in ein lebensbedrohliches Chaos. Wie fahrradfreundliche Kommunen funktionieren, zeigen in Deutschland bestenfalls einige kleine Universitätsstädte. Nur, Berlin ist viel größer, und im europäischen Vergleich der Großstädte eine einzige Enttäuschung.
Die Verkehrsdebatte in der Stadt ist aufgeheizt. Berlins Autofahrer sind auf der Palme wegen der Debatten um Diesel, Tempo-30-Zonen, Parkraumverknappung ... Die Radfahrer machen Druck, Bus und Bahn fehlen die Reserven. Jeder weiß, die Verkehrsinfrastruktur muss umgebaut werden, um neuer Mobilität Platz zu verschaffen. Das Mobilitätsgesetz lässt immerhin auf ein Umdenken hoffen. Nötig dafür wäre ein Klimawandel. Ob das hinzubekommen ist, könnten alle Beteiligten schon mal am Wochenende üben.
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