Niedrige Löhne sorgen für Pflegenotstand

Studie: Auch hohe Arbeitsbelastung macht die Arbeit als Erzieherin, Kranken- oder Altenpfleger unattraktiv

  • Lesedauer: 2 Min.

Düsseldorf. Pflegenotstand und Fachkräftemangel in anderen sozialen Dienstleistungsberufen lassen sich nach einer neuen Studie nur mit einer Aufwertung der Sozialberufe bekämpfen. Vor allem unterdurchschnittliche Löhne und eine hohe Arbeitsbelastung machten die Arbeit als Erzieherin, Kranken- oder Altenpfleger unattraktiv, heißt es in der am Montag vorgestellten Untersuchung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf.

Trotz der hohen Nachfrage lägen etwa die Brutto-Stundenlöhne von examinierten Altenpflegekräften mit durchschnittlich 14,24 Euro deutlich niedriger als der Mittelwert für alle Beschäftigten in Deutschland von 16,97 Euro. Auch Erzieherinnen bleiben mit 15,91 Euro den Angaben zufolge unter diesem Wert, Alten- und Krankenpflegehelfer verdienten mit 11,09 und 11,49 Euro noch weniger.

Hinzu kämen häufig körperliche und seelische Überlastung, schreiben die Autorinnen Christina Schildmann und Dorothea Voss. Die jahrelange Unterfinanzierung habe dazu geführt, dass die Personaldecken strukturell zu dünn seien. Das löse einen Teufelskreis aus, warnen die Wissenschaftlerinnen: Überlastete Beschäftigte würden häufiger krank, stiegen aus dem Beruf aus oder müssten sogar unfreiwillig vorzeitig in den Ruhestand gehen.

Um Sozialberufe aufzuwerten und attraktiver zu machen, seien deshalb flächendeckende verbindliche Mindest-Personalschlüssel notwendig, wie es sie in anderen Staaten bereits gebe, heißt es in der Studie weiter. In Deutschland müssten sich Krankenschwestern im Schnitt um 13 Patienten kümmern, in den Niederlanden dagegen lediglich um sieben und in US-amerikanischen Krankenhäusern sogar nur um 5,3.

Ein effektiver Weg zu einer besseren Bezahlung ist nach Einschätzung der Expertinnen eine möglichst breite Tarifbindung. Die werde aber unter anderem durch veraltete gesetzliche Regelungen behindert. So werden Tarifsteigerungen bei den Kostenverhandlungen zwischen Krankenkassen und Kliniken nicht voll refinanziert. Neben Verbesserungen bei den Löhnen und der Finanzierung fordern die Wissenschaftlerinnen auch mehr berufliche Einstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten in den Sozialberufen und eine Vereinheitlichung der Ausbildung und Weiterqualifizierung für Hilfskräfte. epd/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.