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Bürger werden künftig mehr gefordert beim Hochwasserschutz

Sächsisches Umweltministerium: Niemand kann sich darauf verlassen, dass es immer ein Hilfsprogramm von staatlicher Seite gibt

  • Lesedauer: 2 Min.

Adorf. Sturzbäche strömen über die Straßen, Keller füllen sich mit Schlamm und Wasser, Anwohner stehen ratlos daneben: Der erste Sächsische Hochwasserschutztag am Samstag in Bad Schandau könnte kaum aktueller sein. Nach den Überschwemmungen in den letzten Wochen in mehreren sächsischen Kommunen wird nun das Ausmaß sichtbar. Allein im vogtländischen Adorf mit seinen 5000 Einwohnern soll die gesamte Schadenssumme nach ersten Schätzungen weit über zwei Millionen Euro liegen, hieß es diese Woche aus dem dortigen Rathaus. »Da wir gleich zweimal betroffen waren, mussten wir auch zweimal von vorn beginnen«, erklärte Bauamtsleiter Mario Beine.

Ursprünglich gedacht war der Hochwasserschutztag als informierende Veranstaltung für die Bürger, fünf Jahre nach dem verheerenden Hochwasser im Juni 2013, erklärt das Sächsische Umweltministerium als Veranstalter. Gleichzeitig solle die Bevölkerung für die private Hochwasservorsorge sensibilisiert werden. Mit Blick auf die Prognosen der Klimaforscher gehe man davon aus, dass Starkregen-Ereignisse zunehmen. »Besonders lokale Überschwemmungen mit hohem Schaden treten in den letzten Jahrzehnten gehäuft auf«, sagte Sprecher Frank Meyer. Immer wichtiger werde der private Versicherungsschutz. »Niemand kann sich darauf verlassen, dass es nach einem Hochwasser immer ein Hilfsprogramm von staatlicher Seite gibt.«

Der Hochwasserschutztag will auch praktisches Wissen vermitteln: Teure Technik sollte besser nicht mehr im Keller untergebracht werden, sondern in die oberen Etagen wandern, dies gelte auch für die Heizung. Bad Schandau als erster Austragungsort des Tages sei bewusst gewählt: »Dort muss man mit der Unsicherheit der Elbe leben, absoluten Schutz gibt es nicht überall«, so Meyer. Seit 2002 habe Sachsen 2,6 Milliarden Euro in den Hochwasserschutz investiert, bis 2023 folgen weitere 630 Millionen.

Im vogtländischen Adorf hoffen Betroffene und Stadtverwaltung dennoch auf Unterstützung. »Nicht jeder Anwohner bekommt eine Versicherung, und einige können sich diese nicht leisten«, bemerkt Hauptamtsleiter Beine. Für Naturschützer ist vor allem die Bebauung von Auenland nach wie vor ein Problem: »Dass sich ein Bach oder Fluss bei Hochwasser verbreitert, bleibt aus Sicht der Ökologie eine natürliche Dynamik«, erklärte Thomas Findeis von der Naturschutzbehörde des Vogtlandkreises.

Entwarnung gibt es für die Flussperlmuschel, die vom Aussterben bedroht ist und für deren Rettung seit dem Jahr 2015 das Verbundprojekt ArKoNaVera läuft. Die Muscheln waren in sechs Gewässern im Einzugsgebiet der Weißen Elster eingesetzt worden - dem Schwerpunktgebiet des jüngsten Vogtland-Hochwassers. »Es gab weniger Verluste als gedacht«, bestätigt Findeis nach den ersten Untersuchungen. Bisher fehle nur eine von 47 Kiesboxen. dpa/nd

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