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Kluge Spartipps kurz vor dem Anpfiff
Sieben Tage, sieben Nächte: Regina Stötzel über die anstehende Fußball-WM in Russland und die richtige Fanbekleidung für das Turnier
Ein T-Shirt gibt es beim Textildiscounter für fünf Euro, ein Bio-Fair-Trade-T-Shirt mit hübschem Aufdruck kann 30 Euro kosten. Der vom DFB und Deutschlands erstem Sportausstatter empfohlene unverbindliche Verkaufspreis für das offizielle WM-Fantrikot der deutschen Fußballnationalmannschaft (Herrengröße M/L) beträgt knapp 90 Euro (nicht zu verwechseln mit dem Spielertrikot; das ist offenbar kaum unter 140 Euro zu bekommen). Doch halt, da empfiehlt schon ein »redaktionell geführtes Portal für cleveres Einkaufen und Sparen« in einer unaufgefordert zugesandten Mail, verschiedene Online-Angebote zu vergleichen, um bei der unverzichtbaren Ausstattung bis zu 40 Prozent zu sparen! Ein heißer Tipp: Wer nicht allzu groß ist, könne es mit den günstigeren Kindergrößen versuchen. Noch cleverer ist der Rat, ein älteres Modell an Land zu ziehen, denn: »Im DFB-Trikot von 2014 oder 2016 lässt es sich schließlich genauso gut jubeln.«
Wer das schreibt, so könnte man meinen, hat den Kapitalismus nicht verstanden. Schließlich leben die Trikothersteller davon, dass die Fans die neuesten Trikots haben wollen. Aber eben auch jenes Portal, das zu einer großen Mediengruppe gehört, hat seine Nische gefunden und verdient sein Geld mit solchen Tipps, die den Nutzern das Gefühl geben, irgendwem ein Schnippchen zu schlagen - und ihnen nebenbei helfen, tatsächlich Geld zu sparen, wenn zu den schwarz-rot-goldenen Auto-Ohren noch ein Trikot her muss.
Eine Fußballweltmeisterschaft ist nicht nur ein sportliches Großereignis, sondern bietet in vielerlei Hinsicht Stoff für eine kritische Tageszeitung. So klagt ausgerechnet die korrupte FIFA gegen eine Ticketplattform wegen unlauteren Wettbewerbs. Und einen politischen Skandal gab es auch schon, weil das Kreditkarten-Unternehmen Mastercard für Tore der Superstars Neymar und Lionel Messi jeweils 10.000 Mahlzeiten an das Welternährungsprogramm der UNO spenden wollte. Das war den Kritikern wohl eine etwas zu makabere Verknüpfung zwischen den kickenden Millionären und den Hungernden dieser Welt. Nun spendet das Unternehmen unabhängig von Toren.
Auf den nd-Sportseiten läuft der Countdown, WM-Kolumnistinnen und -Kolumnisten sind akquiriert und der Kollege, der für uns aus Russland berichten wird, ist in den Reisevorbereitungen. Letzte Dinge wären zu klären: Warum müssen die Spieler auf den Mannschaftsfotos eigentlich immer stramm stehen wie die Zinnsoldaten? Ist Italien das beste Land für vorübergehendes Asyl oder sind es die Niederlande?
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