• Politik
  • 18 Jahre nach rassistischem Mord

Gedenken an Alberto Adriano in Dessau

Grünen-Politikern Lüddemann: Gerade in rechtspopulistischen Zeiten ist es wichtiger denn je, Stellung zu beziehen

  • Lesedauer: 2 Min.

Dessau. Im Dessauer Stadtpark ist am Montag an den fremdenfeindlich motivierten Mord an Alberto Adriano vor 18 Jahren erinnert worden. An der Steinstele mit der Aufschrift »Alberto Adriano - Opfer rechter Gewalt. 11. Juni 2000« findet jährlich ein »Tag der Erinnerung« statt. Zu der Gedenkveranstaltung für Adriano und alle Opfer rechter Gewalt gehören auch ein interreligiöses Gebet und eine Kranzniederlegung. Der Mord an Adriano hatte damals bundesweites Entsetzen ausgelöst. An der Gedenkveranstaltung am Montag nahmen nach Angaben der Organisatoren rund 50 Menschen teil.

Cornelia Lüddemann, Grünen-Fraktionschefin im Landtag Sachsen-Anhalt und selbst aus Dessau stammend, erinnerte daran, dass in dem Bundesland seit 1990 in mindestens 13 Menschen von rechten und rassistisch motivierten Tätern getötet wurden. Sie betonte, die Erinnerungskultur müsse »gegen Kräfte, die hier und an anderen Stellen die Vergangenheit umdeuten und für rechtes oder nationalistisches Gedankengut vereinnahmen«, verteidigt werden. Gerade in rechtspopulistischen Zeiten sei es wichtiger denn je, Stellung zu beziehen. Lüddemann rief dazu auf, sich gegen Extremismus und Gewalt, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu wehren und sich für Frieden, Demokratie und Toleranz einzusetzen. Sie sagte: »Wir dürfen nicht hinnehmen, dass sich Menschenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft breit macht und die Fundamente angreift, auf denen unser freiheitlicher demokratischer Rechtsstaat fußt.« Jede Bagatellisierung erweitere den Aktionsradius der Rassisten, warnte sie.

In der Nacht vom 10. auf den 11. Juni 2000 wurde Alberto Adriano im Dessauer Stadtpark von drei Neonazis brutal zusammengeschlagen. Drei Tage später starb er an seinen schweren Kopfverletzungen. Seit 2002 erinnert eine Steinstele am Tatort an den ehemaligen DDR-Vertragsarbeiter aus Mosambik, der auch nach der Wende weiter als Fleischermeister gearbeitet hatte. Fünf Tage nach dem Tod von Alberto Adriano demonstrierten damals 5.000 Menschen mit Vertretern der Stadt Dessau, des Landes Sachsen-Anhalt sowie der Bundesregierung gegen rechte Gewalt in Dessau.

Am Dessauer Hauptbahnhof wurde am Montag zudem des ebenfalls in Dessau getöteten Hans-Joachim Sbrzesny gedacht, dessen Fall weniger bekannt ist als der von Alberto Adriano. Der damals 50-Jährige hatte aufgrund einer psychischen Erkrankung häufig unter freiem Himmel übernachtet. In der Nacht zum 1. August 2008 wurde er von zwei Neonazis in einem kleinen Park am Hauptbahnhof von Dessau brutal misshandelt, wo er noch am Tatort starb. epd/nd

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