Ein Zeitfenster für Frieden

Alexander Isele über das Treffen zwischen Trump und Kim

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein bestens gelaunter Kim Jong Un, ein bestens gelaunter Donald Trump: Die Bilder aus Singapur täuschen darüber hinweg, dass die Übereinkunft wenig Konkretes festhält (nukleare Abrüstung gegen Sicherheitsgarantien) und vor allem auf der persönlichen Verpflichtung der beiden Staatschefs beruht. Dabei hat die Vergangenheit gezeigt, dass beide nur allzu gern auf ihr Geschwätz von gestern pfeifen.

Der Gipfel könnte aber trotzdem der Beginn eines Wandels in der Sicherheitsarchitektur Nordostasiens sein, ein Zeitfenster für Veränderung tut sich auf. Die vage gehaltene Ankündigung Trumps, die USA würden zukünftig keine Militärmanöver auf der koreanischen Peninsula mehr abhalten, mitsamt einer verklausulierten Truppenabzugsankündigung, lassen den Druck auf die konservativen Hardliner in Südkorea und Japan steigen, künftig allein für die Kosten ihrer militärischen Stärke aufkommen zu müssen - auch in den Hauptstädten Europas kennt man das erklärte Ziel Trumps, der auf der Pressekonferenz in Singapur zum wiederholten Mal sagte, nicht länger für die Verteidigung Europas bezahlen zu wollen.

Für Nordkorea ist der Gipfel schon deshalb ein riesiger Erfolg, die Chancen auf ein Friedensabkommen mit dem Süden steigen. Das Zeitfenster dazu ist allerdings begrenzt, denn auch mit Blick auf China dürfte keine andere US-Administration (schon gar nicht eine der Demokraten) dazu bereit sein, ihre wichtigsten Militärstützpunkte in Ostasien aufzugeben.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.