Engagement braucht laute Helden

Anne-Frank-Grundschule in Moabit erinnerte mit Feierstunde an ihre Namensgeberin

  • Jérôme Lombard
  • Lesedauer: 3 Min.

»Helfen und Widerstand« - so lautete das Motto des diesjährigen Anne-Frank-Tags am Dienstag. Eröffnet wurde der bundesweite Aktionstag zum Gedenken an Anne Frank und die vielen Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung vormittags mit einer Feierstunde in der Anne-Frank-Grundschule in der Paulstraße in Moabit.

»Was bis heute von Anne Frank aktuell bleibt, ist ihre Botschaft«, sagte die Schulleiterin der Grundschule, Petra Kleber, in ihrer Begrüßungsansprache. Die Erinnerung an die Namensgeberin sowie an die Schrecken der NS-Herrschaft seien an der Schule ein wichtiger Bestandteil des Unterrichts in den Fächern Geschichte, Religion und Multikulti.

Zu der Gedenkveranstaltung mit Schülerinnen und Schülern der 5. und 6. Klassen waren neben Bildungsstaatssekretär Mark Rackles (SPD) auch die beiden Schoah-Überlebenden Franz und Petra Michalski gekommen. Rackles erklärte, dass das Tagebuch der Anne Frank Menschen weltweit an die Zeit des Nationalsozialismus heranführe. »Anne Franks Biografie steht für Toleranz und Zivilcourage«, sagte Rackles. Auch in der heutigen Zeit sei der Einsatz gegen Antisemitismus und Diskriminierung entscheidend für den Fortbestand der Demokratie. »Engagement braucht vor allem laute Helden«, rief Rackles den neun- bis elfjährigen Kindern zu.

Im Gespräch mit Patrick Siegele, dem Direktor des Anne-Frank-Zentrums in Berlin, erzählte das Ehepaar Michalski über Verfolgung und Überleben im Nationalsozialismus. Der 83-jährige, in Görlitz geborene Franz Michalski überlebte die Schoah zusammen mit seiner Familie. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht 1939 in Polen floh die Familie aus Breslau nach Berlin. Während des Krieges überlebte sie auf der Flucht in wechselnden Verstecken.

Franz’ katholischer Vater Herbert ließ sich trotz des Drucks der Nationalsozialisten nicht von seiner jüdischen Frau Lilli scheiden.

Nach dem Zeitzeugengespräch präsentierten die Schülerinnen und Schüler die Ausstellung »Helfen und Widerstand«, die zum Anne-Frank-Tag in allen teilnehmenden Schulen gezeigt wurde.

Die großformatigen Plakate stellen Menschen vor, die sich den Nationalsozialisten und ihren Helfern widersetzten. So versteckte die Niederländerin Miep Gies zum Beispiel Anne Franks Familie länger als zwei Jahre in ihrem Haus in Amsterdam. Der jüdische Berliner Zvi Aviram war Mitglied in der jüdischen Widerstandsgruppe »Chug Chaluzi«. Die Ausstellung sowie weitere Unterrichtsmaterialien werden vom Anne-Frank-Zentrum bereitgestellt und sollen den Schülern die Auseinandersetzung mit Beispielen von Zivilcourage in der Zeit des NS-Regimes ermöglichen.

»Anne Frank ist für mich ein Vorbild. Niemand sollte wegen seiner Religion oder seines Aussehens ausgegrenzt werden«, sagte Jonas, der in die 5. Klasse der Grundschule geht.

Das deutsch-jüdische Mädchen Anne Frank floh vor den Nationalsozialisten mit ihrer Familie in die Niederlande. Ab Juli 1942 versteckten sie sich in Amsterdam. Das Versteck wurde verraten und die Familie deportiert. Anne Frank wurde 1945 im KZ Bergen-Belsen ermordet. Nur ihr Vater Otto überlebte die Schoah. Er veröffentlichte später ihr Tagebuch.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.