Werbung

Seehofers Retourkutsche

Aert van Riel über den Flüchtlingsstreit in der Union

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Manöver von Horst Seehofer ist durchschaubar. Die Forderung des CSU-Chefs, dass Geflüchtete an den deutschen Grenzen zurückgewiesen werden sollen, hat viel mit der anstehenden Landtagswahl in Bayern zu tun. Getreu dem Motto von Franz Josef Strauß, dass es rechts von der Union »keine demokratisch legitimierte Partei geben« dürfe, will der Innenminister der AfD das Wasser abgraben. Dass Seehofer zugleich auf Absprachen auf europäischer Ebene pfeift, ist nicht verwunderlich. Denn die EU war vielen rechtskonservativen Unterstützern der CSU schon immer suspekt. Gleiches gilt für Angela Merkel, die zwischenzeitlich auf eine liberale Flüchtlingspolitik gesetzt hatte. In der CSU sowie in Teilen der CDU hat man der Kanzlerin nie verziehen, dass sie 2015 viele Schutzsuchende ins Land ließ. Nun folgte die Retourkutsche der Asylfeinde.

Es ist absehbar, dass Merkel zumindest geschwächt aus der internen Auseinandersetzung hervorgehen wird. Dabei ist sie nicht weit von der Position ihrer Widersacher entfernt. Einziger bedeutender Unterschied ist, dass Merkel eine Lösung mit ihren europäischen Partnern finden will. Das würde auch auf eine verschärfte Abschottungspolitik an den Außengrenzen der Europäischen Union hinauslaufen, die auch im Interesse der CSU wäre. Ganz gleich, wie der Konflikt in der Union letztlich entschieden wird - Verlierer werden auf jeden Fall die Menschen sein, die in der EU Schutz vor Krieg, Vertreibung und Armut suchen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.