Lieber Merkel als Gauland
MEINE SICHT
Angespornt von einer Welle des Mitgefühls in der Bevölkerung ließ die stets lavierende Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im Sommer 2015 die am Budapester Hauptbahnhof gestrandeten Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Als die Stimmung kippte, sorgte sie zwar für Verschärfungen des Asylrechts, blieb aber wenigstens tapfer bei der richtigen Einschätzung, dass das Asylrecht keine Obergrenzen kenne.
Theoretisch ist eine bessere Kanzlerin wünschenswert und vorstellbar. Praktisch würde es angesichts der politischen Lage anstelle von Merkel im Moment jedoch nur einen schlechteren Regierungschef geben. Wer sich vergegenwärtigt, wer in anderen Staaten ans Ruder gelangte, bekommt eine Vorstellung davon, was die Bundesrepublik an der Politikerin Angela Merkel hat.
Das wissen die Schüler, die am vergangenen Mittwoch zufällig eine AfD-Kundgebung vor dem Kanzleramt passierten und der AfD widersprachen. Den »Merkel muss weg«-Ruf konterte ein 14-Jähriger mit der Bemerkung: »Lieber Merkel als Gauland!« AfD-Chef Alexander Gauland hatte zwölf Jahre Naziherrschaft neulich als »Vogelschiss« abgetan.
Insofern geht es in Ordnung, wenn die LINKE einverstanden ist, Angela Merkel zur Ehrenbürgerin von Templin zu machen. Allerdings sollte die CDU ihrerseits einverstanden sein, in Frankfurt (Oder) eine Straße nach dem verdienten ehemaligen Oberbürgermeister Fritz Krause (SED) zu benennen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.