Sommer, Sonne, Besuchsrekord

Bis Anfang Juni kamen 105 000 Gäste ins Prinzenbad der Bäderbetriebe

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 3 Min.

Vor dem Sommerbad Kreuzberg dürften sich an diesem Mittwoch erneut Besucherschlangen bilden. Bis zu 28 Grad Hitze sind angesagt. Nicht auszuschließen, dass sogar ein Besucherstopp ausgesprochen werden muss. Denn allen aktuellen Problemen der Berliner Bäder-Betriebe (BBB) zum Trotz läuft es zumindest im sogenannten Prinzenbad prächtig. »Mit Stichtag am vergangenen Sonntag waren in diesem Jahr bereits knapp 105 000 Gäste im Prinzenbad«, sagt der Leiter der Kommunikation des landeseigenen Unternehmens, Matthias Oloew, dem »nd«. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren in derselben Periode lediglich 65 000 Besucher in das beliebte Freibad gekommen.

Im Sommerbad Kreuzberg selbst schätzt man, dass sogar noch mehr Gäste da waren. Es dürften mehr als 120 000 gewesen, schätzt einer, der es wissen müsste, aber nicht in der Zeitung stehen möchte. Und: »Wir gehen auf dem Zahnfleisch«, sagt er. Selbst im Turbosommer 2003 habe es nicht einen solchen Ansturm gegeben. Besucher des Prinzenbades berichten auch vom ausverkauften Kiosk, in dem es abends nicht einmal mehr ein Getränk gab, weil alles bis auf die letzten Reste verkauft wurde.

Dass es im Sommerbad Kreuzberg seit Ende April derart läuft, ist auch einem guten Verlauf der Bauarbeiten am Sportbecken zu verdanken: Denn eigentlich sollten diese Arbeiten erst Mitte Mai abgeschlossen werden. Damit hätte das ohnehin geplagte kommunale Unternehmen fast die Hälfte des heißesten Monats Mai in der Hauptstadt seit 110 Jahren an diesem Standort verpasst. Bei neun anderen Freibädern war es genau so gelaufen: Am 31. Mai waren von 26 Freibädern nur 17 geöffnet.

Nicht nur bei vielen Kunden vor Ort stieß das auf Unverständnis. Das Unternehmen erklärte das mit der Übergangszeit, in der das Personal auch Hallenbäder offenhalten musste, die für das Schul- und Vereinsschwimmen wichtig sind. Hinzu kommt, in einigen östlichen Bezirken wie beispielsweise Marzahn-Hellersdorf gibt es gar kein Freibad, was örtliche Initiativen dringend ändern wollen. Wie lange ein Neubau von Bädern dauern kann, lässt sich allerdings gut an den bereits vor einigen Jahren angekündigten Multifunktionsbädern in Mariendorf und Pankow beobachten: Im Berliner Norden etwa wurde gerade eine Machbarkeitsstudie vorgestellt, jetzt muss ein Bebauungsplan erstellt werden, das dauert mehr als zwei Jahre. Vorher werden in Pankow keine Bagger rollen.

Die geforderten neuen Freibäder sieht man bei den Bäderbetrieben sowieso kritisch. »Die Berliner Bäder-Betriebe haben viele Probleme, aber eines nicht: dass wir zu wenig Freibadflächen haben«, sagt Sprecher Oloew. Das Unternehmen setzt eher auf Multifunktionshallen, bei denen bei gutem Wetter Fassaden geöffnet werden können. Das werde mit den Bezirken diskutiert, heißt es.

Dass diese Saison einen Aufwärtstrend bringen könnte, dürfte indes auch mit dem unter Rot-Rot-Grün reformierten Preissystem zusammenhängen. Und die Sommermehrfachkarte motiviert die Leute, schwimmen zu gehen. Aber gutes Wetter und neue Tarife täuschen nicht darüber hinweg, dass die Grundprobleme wie Personalmangel, eingeschränkte Öffnungszeiten, Ausfall des Schulschwimmens und der riesige Sanierungsstau von 170 Millionen Euro weiter bestehen. In der Mitte-links-Koalition verliert man deshalb die Geduld mit Bäder-Chef Andreas Scholz-Fleischmann und seinem Management.

»Rot-Rot-Grün ist sich einig, das Thema Berliner Bäder-Betriebe grundsätzlich anzugehen«, sagt der sportpolitische Sprecher der Linksfraktion, Philipp Bertram. Die Koalition will deshalb das Bäderkonzept überarbeiten. Das sei aber nur der erste Schritt, betont Bertram. Außerdem gehe es darum, eine realistische Darstellung zu bekommen, um den Personalbedarf zu ermitteln. Danach sollen weitere Maßnahmen folgen. Das Ziel: Rot-Rot-Grün will ein Bäderkonzept im Sinne der öffentlichen Daseinsvorsorge. Bertram: »Wir wollen, dass die Menschen in unserer Stadt die Bäder nutzen können, fürs Früh- und Spätschwimmen und am Wochenende für die Familie.«

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