Die WM - ein Ereignis für Reiche

Oliver Eberhardt über arme Fußballfans im Nahen Osten, die kein Spiel sehen

  • Oliver Eberhardt
  • Lesedauer: 1 Min.

Als sich Iran, Ägypten und Saudi-Arabien für die Fußball-WM qualifizierten, war die Freude dort gigantisch: Der Sport ist eine gute Gelegenheit, dem oft von Armut und Diktatur geprägten Alltag zu entkommen. Doch wer miterleben will, wie sich die eigene Mannschaft schlägt, scheitert dabei vielerorts an der Vermarktungsmaschine der FIFA, die mit dem Verkauf der Übertragungsrechte mehr als drei Milliarden US-Dollar einnimmt - und kompromisslos dafür sorgt, dass die WM ein Ereignis für reiche Leute ist.

Für den Nahen Osten außerhalb Israels erwarb das Fernsehpaket beIN Sports, ein Bezahlsender aus Katar. Alle Forderungen, die Spiele auch auf frei empfangbaren Sendern zu zeigen, wurden abgeblockt. Stattdessen ruft beIN Sports üppige Preise auf: Einen Jahresmindestlohn kostet das WM-Abo in Ägypten, ein doppeltes Jahresgehalt in Irak. Selbst für Cafés ist es zu kostspielig, Public Viewing anbieten. In Iran werden immerhin die eigenen Spiele im staatlichen TV gezeigt - zeitversetzt und streng zensiert. In Saudi-Arabien sind die Spiele überhaupt nicht legal zu sehen: Wegen der vom Königreich verhängten Katar-Blockade werden die Abos in Saudi-Arabien gar nicht erst angeboten. Stattdessen überträgt ein Piratensender die Spiele und hat damit den Zorn des Weltverbandes auf sich gezogen. Dass Fußball Welt und Menschen verbindet, ist eben auch nur ein PR-Slogan.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.