Egoismen ohne Union
Markus Drescher über den Überlebenskampf der EU
»2012 wurde die EU für ihren Einsatz für Frieden, Versöhnung, Demokratie und Menschenrechte in Europa mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.« So steht es auf der Homepage der Europäischen Union. Sechs Jahre später ist fraglich, was von den damals schon zum Teil eher theoretischen Errungenschaften überhaupt noch übrig ist - und vor allem, wie lange das Konstrukt EU überhaupt noch überlebensfähig ist.
An den Rand des Abgrunds gebracht haben die EU Jahre einer existenziellen Krise, die, von internen und externen Konflikten befeuert, immer schneller auf einen klärenden Knall hinausläuft: Implosion oder Neuanfang.
Die Chancen für Letzteres stehen dabei mehr als schlecht. Zu stark sind mittlerweile die antieuropäischen Kräfte, zu grundsätzlich die stakkatoartigen Angriffe auf Institutionen, Grundwerte und Solidarität. Zu schwach und unentschlossen erscheinen die verbliebenen Verteidiger eines einigen Europas. Nationalismus und nicht Multilateralismus wird zum neuen höchsten Prinzip ernannt.
Im Schlepptau des großen Vorbilds Donald Trump mit dessen unerbittlichen Egotrips und seinen vermeintlichen Erfolgen setzen die immer zahlreicher werdenden rechtsextremen Staatsführungen auf »Wir zuerst«. Doch wo alle zuerst an sich denken, haben Versöhnung, Demokratie, Menschenrechte und schlussendlich auch Frieden keinen Platz. Nicht einmal mehr theoretisch.
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