Neoliberal vor digital

Grit Gernhardt fordert mehr (künstliche) Intelligenz in der Politik

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 1 Min.

Ein Gespenst geht um in Deutschland - das der Digitalisierung. Zumindest könnte man das annehmen, wenn man deutsche Politiker so sprechen hört. Aktuell warnt Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) vor sozial schädlichen Folgen der Digitalisierung der Arbeitswelt. Nun ist die Warnung nicht völlig aus der Luft gegriffen. Denn in einer Gesellschaft, in der nur zählt, wie man am billigsten produziert und Unternehmen Lohnkosten nur als mögliches Einsparpotenzial ansehen, droht tatsächlich vielen Jobs die Ersetzung durch Technik - wenn diese sich für die Unternehmen mehr rechnet.

Warum Heil allerdings die Lieferdienste als Beispielbranche anführt, bleibt sein Geheimnis. Eine Ersetzung durch Drohnen oder selbstfahrende Autos ist kaum realistisch: So würde der Berliner Himmel keinen Sonnenstrahl mehr durchlassen, stellten Deliveroo, DHL und Amazon Lieferungen auf unbemannte Luftfahrzeuge um; wer sollte zudem ständige Kollisionen vermeiden?

Nicht wegen der Digitalisierung müssen Kurierfahrer und andere Geringverdiener um ihre Jobs fürchten. Viel eher liegt es am neoliberalen Kurs der Politik, auch der SPD seit Kanzler Schröder. Die Schuld auf die Digitalisierung zu schieben, ist zu einfach. Wenn zudem bei der Arbeit der Digitalkommission nicht mehr als Angstmacherei herauskommt, kann man nur hoffen, dass Politiker bald durch Intelligenz ersetzt werden - sei es auch künstliche.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.