Angekommene

Erika Steinbach hat in AfD-Kreisen die passende Heimat gefunden

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Andere Politiker denken mit fast 75 Jahren daran, kürzer zu treten. Erika Steinbach dagegen erweckt den Eindruck, sie müsse eine zweite Karriere starten, um einen schweren Fehler der Vergangenheit zu korrigieren. In ihrem Fall heißt das: 27 Jahre für die CDU im Bundestag zu sitzen und mehr als 40 Jahre Parteimitgliedschaft. Von ihrer einstigen Mitstreitern will sie inzwischen nichts mehr wissen. Die Union habe »Schritt für Schritt die Demokratie zu Grabe getragen«, begründet Steinbach am Sonnabend auf dem AfD-Bundesparteitag ihre Entscheidung, warum sie den Christdemokraten im Januar 2017 den Rücken kehrte.

In Augsburg warb sie erfolgreich für ihr neues Projekt: Der Parteitag entschied sich dafür, die Desiderius-Erasmus-Stiftung als parteinah anzuerkennen. Zwar fremdelt ein nicht geringer Teil der Rechten mit dem derzeitigen Modell der Parteistiftungen, doch die frühere Vorsitzende des Bund der Vertriebenen wusste, wie sie Skeptiker überzeugen konnte. Anstatt in ihrer Vorstellung über Ziele und Inhalte der Erasmus-Stiftung zu sprechen, hielt sie eine Rede, die der Bewerbung um ein Parteiamt gleichkam, wie ein Delegierter im Anschluss wohlwollend kommentierte.

Obwohl Steinbach beteuert, der AfD nicht beitreten zu wollen, hat sie deren Rhetorik verinnerlicht. Die Bundesregierung sei »diktatorisch« und »selbstherrlich«, wütet sie. Der Saal tobt, umgarnt die 74-Jährige die Delegierten doch mit jenen Reizwörtern, die sie hören wollen.

Deutschland sei »ein Fall für den Psychiater und mit dieser Stiftung wollen wir die Therapeuten sein, um diesen deutschen Selbstwertdefekt heilen zu helfen.« Es sind nationalistisch aufgeladene Sätze, mit denen Steinbach kritische Gegenstimmen übertönt, die der Erasmus-Stiftung Intransparenz vorwerfen.

Kritik an ihrer Person ist sie gewohnt. Steinbach polarisiert, weil sie provoziert - am liebsten über Twitter. 2010 behauptet sie mit Blick auf den Beginn des Zweiten Weltkriegs, sie könne es »leider nicht ändern, dass Polen bereits im März 1939 mobil gemacht hat«. Mit solchen Äußerungen hat sie in AfD-Kreisen die passende Heimat gefunden.

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