Vermieter verbietet Hoffest
»Zu anderen freundlich sein, egal was vorgefallen ist, ist höchst respektvoll. Das ist eine erwünschte Eigenschaft eines großen Führers.« Derlei Kalendersprüche postet der Berliner Immobilienhändler Jakob Mähren fast täglich nebst Bildern von ihm selbst auf dem sozialen Netzwerk Instagram. Im englischen Original klingt es zugegebenermaßen etwas weniger seltsam. Wirklich verbindlich für sein Handeln scheinen die Sinnsprüche nicht zu sein. Denn die Wohninvest Beta GmbH als Teil der Mähren Gruppe pflegt ein eher angespanntes Verhältnis zu den Mietern des Weddinger Wohnhauses an der Ecke Amsterdamer und Malplaquetstraße. Seit mittlerweile zwölf Jahren feiern die Bewohner ein Sommerfest im Hof. »Wir hatten ein kleines Video produziert, um die Nachbarschaft einzuladen«, berichtet Mieter Julian Zwicker. Prompt kam ein Brief der Hausverwaltung, in dem sie das geplante fest »missbilligt und untersagt« und mietrechtliche Konsequenzen androht. »Wir feiern trotzdem diesen Samstag ab 17 Uhr, und zwar vor dem Haus«, sagt Zwicker.
Die Mietergemeinschaft »AmMa65« hält nach wie vor an dem Ziel fest, das Haus in eine genossenschaftliche Struktur zu überführen. Eine Ausübung des bezirklichen Vorkaufsrechts war gescheitert, da die zu Jakob Mährens Immobilienimperium gehörende Käuferfirma eine sogenannte Abwendungsvereinbarung akzeptiert hatte, die einen gewissen Schutz vor Verdrängung bedeutet.
Obwohl Jakob Mähren nach Aussagen der Mieter persönlich eine »faire Zusammenarbeit« versprach, scheint der Bewohnerschaft das nicht gegeben. Überraschend seien Fassade und Teile des Treppenhauses gemalert worden. Als kurz darauf Schmierereien auf den frisch gestrichenen Flächen auftauchten, sei die »Mieterschaft pauschal in den Verursacherkreis« gerückt worden, heißt es in einer Mitteilung von AmMa65. Die Mähren AG hat auf eine schriftliche Anfrage von »nd« bis Redaktionsschluss dieser Seite nicht reagiert.
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