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Fast jede zweite Rente niedriger als 800 Euro
LINKE-Politikerin Zimmermann: Werte sind besorgniserregend / 2,8 Millionen Betriebsrentner müssen mit Kürzungen aus Pensionskassen rechnen
Berlin. Fast jede zweite Altersrente in Deutschland liegt einem Medienbericht zufolge unter 800 Euro im Monat. Dies berichteten die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) unter Berufung auf eine Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag.
Rund 8,6 Millionen Rentner erhielten Ende 2016 demnach eine Rente von weniger als 800 Euro monatlich - ein Anteil von 48 Prozent. Das Ministerium legt in dem Bericht Wert auf die Feststellung, dass die Rentenhöhe für sich genommen nur eingeschränkt Hinweise auf die Einkommenssituation im Alter liefere. Grund dafür sei, dass weitere Einkommen nicht berücksichtigt würden - etwa die anderer Haushaltsmitglieder. Die Zahlen beziehen sich dem Bericht zufolge auf Renten nach Sozialversicherungsbeiträgen, jedoch vor Abzug von Steuern. Daten für 2017 lagen demnach noch nicht vor.
Die LINKEN-Rentenexpertin Sabine Zimmermann jedoch ist besorgt: »Die Zahlen zeigen, dass schon heute ein großer Teil gesetzliche Rentenbezüge unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle und sogar unter der Grundsicherungsschwelle erhält«, sagte Zimmermann dem RND. »Mit Blick auf die Zukunft sind diese Werte besorgniserregend. Die Biografien künftiger Rentengenerationen werden anders aussehen als die heutiger Rentnerinnen und Rentner.« Bei vielen Rentnern werde das Abrutschen in die Armut derzeit noch durch eine Absicherung über Ehepartner oder über eine gute Betriebsrente verhindert: »Diese Absicherungsformen werden aber immer seltener.«
2,8 Millionen Betriebsrentner müssen mit Kürzungen rechnen
Das zeigt eine Regierungsantwort auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen: Demnach drohen rund 2,8 Millionen derzeitigen und künftigen Betriebsrentnern erhebliche Einbußen, da etliche Pensionskassen zunehmend mit finanziellen Problemen zu kämpfen haben. Hintergrund sind die anhaltende Niedrigzinsphase und der demografische Wandel, heißt es in der Antwort der Bundesregierung, über die zuerst der »Tagesspiegel« (Donnerstagsausgabe) berichtete.
Die Finanzaufsicht Bafin führe mit den betroffenen Kassen intensive Gespräche, heißt es in dem Bericht weiter. Betroffen sind 45 der 137 Pensionskassen. Diese Kassen zahlen jährlich 1,2 Milliarden Euro an Betriebsrenten und nehmen pro Jahr 2,1 Milliarden Euro an Beiträgen ein. »Die andauernde Niedrigzinsphase und der demographische Wandel stellen Pensionskassen vor große Herausforderungen«, schreibt die Parlamentarische Staatssekretärin im Finanzministerium, Christine Lambrecht (SPD), in ihrer Antwort.
In einem Fall wurden demnach bereits bestehende Anwartschaften gekürzt, teilte die Regierung mit. In 29 Fällen stimmte die Bafin einer Kürzung des Rentenfaktors zu. Künftig angespartes Kapital bringt dann weniger Rente. Welche Kassen betroffen sind, sagte die Regierung nicht. »Es ist damit zu rechnen, dass die Veröffentlichung der Namen der Pensionskassen im konkreten Kontext deren Wettbewerbsfähigkeit schaden wird«, hieß es zur Begründung.
Der Grünen-Finanzexperte Gerhard Schick fürchtet negative Auswirkungen für die Versicherten. »Der Lebensstandard vieler Menschen im Alltag hängt von den Auszahlungen ihrer Pensionskassen ab«, sagte er. Sie hätten ein Anrecht darauf zu erfahren, wie es um ihre Kasse steht und ob sich Beiträge noch lohnen. Agenturen/nd
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