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- Seenotrettung im Mittelmeer
Hoher Einsatz
Menschenleben sind kein politisches Druckmittel, findet Samuela Nickel
Der Einsatz: Ein Holzschiff in Seenot mit 450 Menschen darauf. Die Spieler: Italien und Malta. Sie streiten sich seit Freitag, wo das Boot mit den Geflüchteten anlegen soll. Letztendlich nehmen zwei Schiffe von Frontex die Gestrandeten am Samstag auf und müssen dann selbst wiederum im Mittelmeer ausharren, da kein Hafen sie will. Die italienische Regierung pokert um jeden einzelnen Geretteten: Italien stellt dabei nun sogar Bedingungen für die Anlandung von staatlichen Frontex-Schiffen - weitere Länder sollen so gezwungen werden, die Flüchtlinge aufzunehmen.
Nach stundenlangen Verhandlungen sagen am Sonntag Malta, Deutschland und Frankreich die Aufnahme von jeweils 50 Menschen zu. Der Beigeschmack von Widerwille bleibt auf allen Seiten, vergessen scheint: Es ist ein tagelanges Pokerspiel um Menschenleben. Dabei könnte es auch eine »europäische Lösung« ohne so ein nationalistisches Territorialverhalten geben: In der italienischen Stadt Ventimiglia haben am Samstag Tausende für ein offenes Europa und gegen Abschottung demonstriert. Sie forderten ein europäisches Aufenthaltsrecht und das Recht auf Mobilität für Geflüchtete und Migranten. Denn was die Menschen auf den Booten wollen, fragt kaum einer. Sie aber haben den höchsten Einsatz.
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