200 000 Euro für eine Studentenbude

Preise für Wohnimmobilien stiegen erneut deutlich an

  • Thomas Kaufner
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Preisanstieg für Wohnimmobilien setzt sich unvermindert fort. Vor allem in den Metropolen haben die Preise für Eigentumswohnungen im vergangenen Jahr zweistellig angezogen. Das geht aus Daten des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) hervor, über die die Zeitschrift »Finanztest« berichtet. An der Spitze liegt demnach die Bundeshauptstadt Berlin, wo Wohnungen von Ende 2016 bis Ende 2017 im Schnitt um 15,6 Prozent teurer wurden, gefolgt von Frankfurt/Main (12,5), Hamburg (11,4), Stuttgart (11,3) sowie Köln (10,8 Prozent). Im bundesweiten Schnitt hätten Käufer von Eigentumswohnungen Ende 2017 durchschnittlich sieben Prozent mehr zahlen müssen als ein Jahr zuvor. Basis der Berechnungen sind tatsächlich abgeschlossene Kaufverträge, nicht Annoncen oder Maklerumfragen.

Der seit Jahren anhaltende Boom am Immobilienmarkt sorge dafür, dass sich das Verhältnis von Kaufpreisen und Mieten klar verschlechtert habe. »Früher galten Wohnungen als teuer, wenn sie für mehr als 20 Jahresmieten ohne Betriebskosten gekauft wurden«, schreibt »Finanztest«. »Heute gehen sie teilweise für das 30-Fache der Jahresmiete weg - nicht nur in Berlin, Hamburg und München - sondern auch in kleineren Städten wie Regensburg und Heidelberg.«

Orte, an denen Wohnimmobilien nicht oder nur wenig teurer wurden, gibt es den ausgewerteten Daten zufolge kaum - und wenn, dann in Ostdeutschland. So kosteten Wohnungen in Frankfurt (Oder) binnen Jahresfrist nur 0,9 Prozent mehr, im Raum Görlitz 1,7 oder im Kreis Vorpommern-Greifswald 2,1 Prozent.

Das Preisniveau bei Wohnimmobilien ist von Standort zu Standort extrem unterschiedlich. »In Magdeburg und Cottbus gibt es für rund 200 000 Euro ein 130 Quadratmeter großes Einfamilienhaus. Für das gleiche Geld bekommt man in Köln oder Düsseldorf nur eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung. In München reicht es gerade mal für eine Studentenbude«, so der »Finanztest«-Bericht.

Neben der »Flucht ins Betongold« treiben vor allem die niedrigen Zinsen die Nachfrage an - gepaart mit der guten Lage am Arbeitsmarkt. Zugleich hält der Neubau mit der Nachfrage nicht Schritt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnte erst unlängst vor der potenziellen Gefahr einer »Immobilienblase«. Deshalb habe der Preisanstieg in Deutschlands »dynamischsten Städten eine genaue Beobachtung verdient«, hieß es in einem IWF-Länderbericht. Die globale Finanzkrise 2008/09 hatte ihren Ausgangspunkt auf dem US-Immobilienmarkt, wo die Preise nach jahrelangem Boom kollabierten.

Die Bundesbank hatte vor einigen Monaten von Preisübertreibungen vor allem in Städten gesprochen. Jedoch habe sich der rasante Anstieg in Deutschland im vergangenen Jahr insgesamt etwas abgeschwächt.

Wie es weitergeht, ist ungewiss: »Die zu erwartende Abschwächung der Preisentwicklung lässt noch auf sich warten«, hatte vdp-Hauptgeschäftsführer Jens Tolkmitt im Mai mit Blick auf das erste Quartal analysiert. »Perspektivisch gehen wir aber nach wie vor davon aus, dass sich der Preisanstieg am deutschen Wohnungsmarkt sowohl bundesweit als auch in den Metropolregionen verlangsamen wird.« dpa/nd

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.