Hitze wird für Kommunen teuer
Trockenheit verursacht bisher nicht absehbare Mehrkosten - ein Bericht aus Thüringen
Erfurt. Die anhaltende Dürre stellt die Städte in Thüringen vor große Herausforderungen und sorgt für Kosten, deren Höhe noch nicht absehbar ist. »Durch die Trockenheit haben wir große Probleme beim Bewässern unserer Grünanlagen, unserer Parks und Spielplätze«, sagte Heidi Losansky von der Stadtverwaltung Sonneberg. Das Rasenmähen etwa sei mittlerweile eingestellt worden, um die Grünflächen nicht weiter austrocknen zu lassen.
Über die Schäden und die Höhe der Mehrkosten werde erst in den nächsten Monaten Klarheit herrschen, so Losansky. »Schon jetzt gehen wir aber davon aus, dass wir im nächsten Jahr an vielen Stellen Rasen neu aussäen müssen.« Zudem müssten Fremdfirmen für Bewässerungen herangezogen werden.
»Wir rechnen mit erheblichen Folgeschäden. Vertrocknete Rasenflächen müssen nachgesät, ausgefallene Stauden und Bäume nachgepflanzt werden«, bestätigte Sybille Glaubrecht aus der Erfurter Stadtverwaltung. Dabei seien weniger die Grünflächen in Parks, als die Pflanzen entlang von Straßen und an versiegelten Plätzen betroffen. Die Gießkolonnen der Stadt sind mit fünf Gießwagen durchgängig im Einsatz. Pro Tag würden schätzungsweise 50 000 Liter Wasser verbraucht.
Auch in Nordhausen muss aktuell in zwei Schichten bewässert werden, berichtete ein Stadtsprecher. Im Schnitt seien dafür täglich 10 000 Liter Wasser zusätzlich nötig - allein damit Staudenflächen, Wechselbepflanzungen, Jungbäume und Hecken nicht »verdursten«. Beim Rasen wurde der Kampf hingegen schon aufgegeben: Wiesen und ältere Bäume würden »den derzeitigen Naturgegebenheiten überlassen«, hieß es.
Bei der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten sind die Kosten infolge des höheren Arbeitsaufwandes und der langfristigen Schäden ebenfalls noch nicht abzuschätzen, wie eine Sprecherin sagte. Nach immer wieder auftretendem Hochwasser sorge nun das Ausbleiben des Wassers für eine höhere Kostenbelastung.
In Jena wird die Not zur Tugend gemacht: »Positiv ist für uns, dass der Rasen nicht mehr so stark und intensiv wächst«, sagte Sprecher Kristian Philler. Die Stadtverwaltung gehe derzeit von keinen Folgeschäden aus und hoffe auf einen regenreichen Herbst und Winter.
Auch im privaten Garten- und Landschaftsbau ist ein Mehraufwand spürbar: Die witterungsbedingten Einsätze, um besonders den im Frühjahr angelegten Rasen zu erhalten, würden natürlich mehr Personal binden, sagte der Präsident des Fachverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Hessen-Thüringen, Jens Heger. Diese Mitarbeiter fehlten so im Tagesgeschäft der Firmen.
Wegen langer Trockenheit und Ermüdung des Bodens müssen im Rosengarten in Bad Langenalza im Herbst mehr als 6500 Rosenstöcke entfernt werden. Im Oktober sollen die Minibagger anrollen und die Pflanzen auf einer Fläche von 2500 Quadratmetern roden, wie der MDR Thüringen berichtete. Außerdem müssen auf dem Areal 60 Zentimeter Boden abgetragen werden. Grund sei die sogenannte Bodenmüdigkeit, wie Ingo Günther vom Grünflächenamt der Stadt Bad Langensalza dem Sender sagte. Sie trete an jenen Standorten auf, auf denen jahrelang die Pflanzen einer Art angebaut werden oder wachsen.
Eine weitere Ursache, so Günther, seien trockene Sommer, in denen das Regenwasser ausgehe. Das Brunnenwasser sei aber viel härter, von Jahr zu Jahr steige der pH-Wert. Alle Versuche, den Boden wieder zu beleben, seien fehlgeschlagen. Bei den Neuanpflanzungen soll keine der 75 Züchtungen älter als vier Jahre sein. Ihre volle Schönheit entfalten sie laut Günther aber erst 2020. dpa/nd
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