Europas Datenschutz-Regeln bremsen Facebook

Aktie des Unternehmens abgestürzt / In Europa fallen die Nutzerzahlen

  • Lesedauer: 3 Min.

Menlo Park. Facebook ist doch verwundbar, wie die EU-Datenschutzverordnung und der Skandal um Cambridge Analytica demonstriert haben. In Europa ging die Zahl der täglich und monatlich aktiven Nutzer nach Greifen der neuen Datenschutz-Regeln zurück. Nachdem Facebook im vergangenen Quartal die Analysten-Erwartungen auch beim Umsatz verpasste und die Führungsriege nur eine sehr vorsichtige Prognose abgab, stürzte die Aktie im nachbörslichen Handel zeitweise um über 23 Prozent ab. Der Börsenwert schmolz dadurch um fast 150 Milliarden Dollar (128 Mrd Euro).

Das kann zunächst einmal als Überreaktion wirken - denn Facebook ist weiterhin eine Geldmaschine. Der Quartalsumsatz stieg dank des boomenden Geschäfts mit Online-Werbung im Jahresvergleich um 42 Prozent auf 13,23 Milliarden Dollar (11,31 Mrd Euro). Der Gewinn wuchs um 31 Prozent auf 5,1 Milliarden Dollar. Die Aktie war bisher auf Rekordjagd und hatte erst vor der Präsentation der Quartalszahlen den nächsten Höchststand markiert.

Facebook betonte, dass die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zumindest bisher den Umsatz nicht beeinträchtigt habe. Zugleich fiel die Zahl mindestens einmal im Monat aktiver Nutzer in Europa aber von 377 auf 376 Millionen. Bei den täglich zurückkehrenden Mitgliedern gab es sogar einen Rückgang von 282 auf 279 Millionen. Facebook-Manager gaben keine Prognose dazu ab, wie sich diese Zahlen entwickeln werden. Firmenchef Mark Zuckerberg sagte zugleich, es sei ermutigend, dass die große Mehrheit der Nutzer in Europa der weiteren Datenauswertung für personalisierte Werbung zugestimmt habe.

Für Facebook ging es bisher fast nur bergauf

Insgesamt legte die Zahl monatlich aktiver Facebook-Nutzer weltweit von knapp 2,2 auf 2,234 Milliarden zu. Das Wachstum verlangsamte sich damit. In dieser Situation führte der Konzern eine neue Rechenart ein. Auf mindestens eine App aus dem Facebook-Konzern - dazu gehören unter anderem auch die Fotoplattform Instagram und der Chatdienst WhatsApp - griffen im Juni rund 2,5 Milliarden Nutzer zu, hieß es.

Bei den Anlegern kamen die Nutzerzahlen schlecht an, weil die Reichweite entscheidend für Facebooks Werbegeschäft ist. Starke Zweifel am Facebook-Geschäft hatten sie zuletzt beim Börsengang im Jahr 2012 als es schien, dass Facebok das Geschäft auf Smartphones verpassen könnte. Doch das Online-Netzwerk fand schnell einen Weg, Anzeigen auch auf dem Handy in den Newsfeed der Nutzer zu integrieren - sogar noch erfolgreicher als ursprünglich auf dem PC.

Inwieweit der beispiellose Sturm der Kritik nach dem Datenskandal um Cambridge Analytica ebenfalls das Wachstum gebremst haben könnte, blieb unklar. Im wirtschaftlich wichtigsten Heimatmarkt gibt es schon seit mehreren Quartalen keinen Zuwachs der Mitgliederzahlen. Dabei machte Facebook in Nordamerika im vergangenen Quartal mehr als 25 Dollar Umsatz pro Nutzer. In Europa waren es nur 8,6 Dollar.

Es war auch das erste komplette Quartal seit dem Ausbruch des Datenskandals um Cambridge Analytica Mitte März. Das Online-Netzwerk war unter massive Kritik geraten, weil einst Daten von Millionen Nutzern an die Datenanalyse-Firma abgeflossen waren. Zugleich hatte Facebook bisher erklärt, dass die Kontroverse die Nutzung nicht beeinträchtigt habe.

»Insgesamt ist es ein entscheidendes Jahr für Facebook«, sagte Zuckerberg. Das Online-Netzwerk kommt nicht aus Stürmen der Kritik heraus. Erst ging es um die Rolle von Facebook im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016, in dem soziale Medien für mutmaßlich von Russland aus geführte Propaganda-Kampagnen und die Verbreitung gefälschter Nachrichten benutzt wurden. Facebook reagierte unter anderem damit, dass der Newsfeed der Nutzer stärker auf Beiträge von Freunden und Familie ausgerichtet wurde. Mögliche negative Auswirkungen auf das Geschäft nehme Facebook mit Blick auf eine positivere Zukunft in Kauf, hieß es damals. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.