- Kommentare
- BVG-Modernisierung
Die U-Bahnkrise bleibt uns treu
Nicolas Šustr über schlechte Aussichten für Fahrgäste
Wirklich zum Jubeln ist die Meldung eigentlich nicht, dass die BVG nun doch neue Züge für die U-Bahn bestellen darf. Damit wird nämlich der Fahrzeugmangel bestenfalls auf gleichem Niveau erhalten bleiben. Denn schon jetzt fehlt an allen Ecken und Enden Rollmaterial. Die U-Bahn ist wahnsinnig unzuverlässig geworden. Es fallen Züge aus oder sie fahren mit nur vier statt sechs Wagen. Was den Betrieb noch weiter behindert, denn die Fahrgäste wollen einfach nicht weniger werden.
Zusätzliche Züge bei Veranstaltungen sind inzwischen rar geworden. Beim queeren Stadtfest in Schöneberg am vergangenen Wochenende mussten sich die Tausenden Besucher in die im regulären Zehn-Minuten-Takt verkehrende U1 quetschen - so sie denn hineinkamen. Einige Tage zuvor, beim ausverkauften Ed-Sheeran-Konzert im Olympiastadion, fuhr kein einziger Sonderzug auf der U2 - Mehrverkehr war nicht vorgesehen.
Wirkliche Linderung wird erst die geplante Großbestellung hunderter U-Bahnwagen bringen. Doch die Verwaltungsmühlen mahlen so langsam, als gäbe es überhaupt kein Problem. Prinzipiell grünes Licht gab der Senat im Januar 2016, der BVG-Vorstand brauchte schließlich noch elf weitere Monate, um seinerseits die Ausschreibung zu bewilligen. Das Verhandlungsverfahren mit den Herstellern zieht sich immer weiter in die Länge. Ob es dieses Jahr noch etwas wird mit einem Abschluss, wagt niemand zu prophezeien. Nennenswert neue Züge wird es so erst Mitte der 2020er Jahre geben. Ein Versagen auf ganzer Linie.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.