600 000 für queere Rechte auf der Straße
Es war ein abruptes Ende für den 40. Berliner Christopher Street Day am Samstagabend: Wegen Unwetterwarnungen wurde die Abschlussveranstaltung an der Siegessäule vorzeitig abgebrochen. Weil dann noch S- und Regionalbahnen am Hauptbahnhof schlappmachten, verzögerte sich die Abreise für viele.
Ein Mann ist am Samstagabend gestorben: »Er ist zusammengebrochen und auf der Strecke liegengeblieben«, sagte ein Polizeisprecher. Reanimierungsversuche blieben erfolglos. Hinweise auf Fremdverschulden gibt es nicht. Am S-Bahnhof Brandenburger Tor wurde eine 28-Jährige homophob attackiert. Eine Unbekannte sei an das Opfer herangetreten und habe sie zunächst beschimpft, meldete die Polizei. Dann zog die Frau am Revers der Beschimpften, wobei das Oberteil zerriss, und schlug ihr eine Flasche ins Gesicht. Die Attackierte erlitt Kopfverletzungen, die Angreiferin entkam unerkannt. Ein 22-Jähriger beleidigte im Tiergarten Teilnehmer rassistisch und schubste sie.
Zuvor hatten nach Veranstalterangaben 600 000 Menschen unter dem Motto »Mein Körper - meine Identität - mein Leben« gefeiert. Die Parade schob sich vom Kudamm zum Brandenburger Tor. Beim ersten Berliner CSD im Juni 1979 waren es rund 450 Leute. Seitdem sei viel erreicht und erkämpft worden, sagte Kultursenator Klaus Lederer (LINKE). Er wolle all denen, die behaupteten, der CSD sei heute nur noch Party und Kommerz, sagen: »Der CSD ist ein starkes Signal queerer Selbstbehauptung.«
Auf Plakaten forderten Teilnehmer »CSD statt AfD«. Die Partei war als offizielle Teilnehmerin unerwünscht. Das machten die Veranstalter deutlich, nachdem sie einen Antrag der Jungen Alternative Berlin abgelehnt hatten. In einem Beschluss von 2016 heißt es: »Die Teilnehmenden am CSD Berlin stehen für ein Klima der Akzeptanz in unserer Gesellschaft - für eine Kultur, die Geflüchtete willkommen heißt.« Der Berliner AfD-Chef Georg Pazderski hat seine Partei als »nicht homophob« bezeichnet. »Wir haben natürlich nichts gegen Homosexuelle. Aber man muss auch sagen: Der Kern eines Landes ist eben die Familie«, sagte er. dpa/nd Kommentar S. 4
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