»Hoppocalypse« in Canberra
Anhaltende Dürre treibt noch mehr Kängurus als sonst in die australische Hauptstadt
Ende Juni machte ein Känguru Schlagzeilen, das in Canberra ein Fußballspiel unterbrach. Gemächlich hüpfte es über den Platz und ließ sich weder von den anwesenden Fußballerinnen noch von dem runden Leder auf dem Platz groß stören. Was im Ausland die Runde machte, ist in der australischen Hauptstadt jedoch gang und gäbe. »Ich habe letztlich eine ganze Herde Kängurus über das Dickson-Feld springen sehen, als die Mädchen gegen 19.30 Uhr am Abend Fußball spielten«, berichtete Tara Searle dem australischen Medium news.com.au. Die Spielerinnen hätten sich überhaupt nicht aus der Fassung bringen lassen. So etwas passiere häufig.
Kängurus gehören zum Alltagsbild in der australischen Hauptstadt. Selbst mitten in der Stadt sind sie kein seltener Anblick. Doch eine anhaltende Dürre und kalte Temperaturen im derzeitigen Winter auf der Südhalbkugel haben nun »den perfekten Härtetest« erzeugt, wie Daniel Iglesias, Direktor der Behörde für Nationalparks und Naturschutz, der lokalen Tageszeitung »Canberra Times« sagt.
Die Wetterkombination habe noch mehr Kängurus als sonst aus dem Busch heraus und mitten in die Stadt gelockt - auf der Suche nach frischem Gras in Vorgärten, an Straßenrändern und in städtischen Parks. Vor allem das satte Grün auf Sportplätzen hat es den hüpfenden Nationaltieren angetan. In lokalen Medien ist schon von einer »Hoppocalypse« die Rede.
Lustige Situationen gibt es immer wieder mit den fotogenen und meist wenig scheuen Tieren. Sie lassen sich nicht nur gerne auf Sportplätzen sehen. 2015 »fotobombte« ein Känguru beispielsweise das Fotoshooting der sozialdemokratischen Politikerin Tara Cheyne, wie die Künstlerin und Fotografin Akka Ballenger Constantin in ihrem Blog berichtete. »Wir wurden buchstäblich von den Kängurus gefotobombt, die auf uns zugerannt kamen und sich hinter Tara aufreihten.« Leider kommt es immer wieder auch zu gefährlichen Situationen mit den geselligen Beuteltieren. Vor allem in der Morgen- und Abenddämmerung häufen sich momentan die Unfälle auf den Straßen der Hauptstadt. Denn der morgendliche und abendliche Berufsverkehr überlappt mit der aktivsten Tageszeit der Kängurus. Fühlen sich die Tiere bedroht, können sie auch aggressiv reagieren. 2013 wurde ein Politiker der Grünen Partei beim Joggen von einem Känguru angegriffen und verletzt.
Ähnliche Dürreperioden haben in der Vergangenheit bereits zu systematischen Tötungen der Beuteltiere geführt. So ordnete das Verteidigungsministerium 2008 die Tötung von rund 400 Tieren auf einem stillgelegten Militärgelände in Canberra an. Die Tiere hatten damals so überhandgenommen, dass das Überleben anderer einheimischer Arten gefährdet war. Eine Umsiedlung wurde damals als zu kostspielig abgelehnt.
Eine erneute Jagd ist bisher nicht im Gespräch: Vielmehr hat Canberra eine Broschüre an die Einwohner verteilt, in der die Behörden Empfehlungen für den richtigen Umgang mit den Beutlern aussprechen. Unter den Tipps ist beispielsweise, einen Passagier im Auto mitzunehmen, der auf Kängurus achtet. Außerdem solle man Hunde nur an der Leine ausführen, da die Tiere nicht gut miteinander auskämen, wenn sie aufeinandertreffen.
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